Nachbarschaft
Veröffentlicht am 03.05.2024 von Cay Dobberke
Nicht alle, die Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen wollen, haben genug Zeit für die Teilnahme an großen Demonstrationen. Damit es beispielsweise auch Alleinerziehende schaffen, sich öffentlich zu engagieren, haben Wilmersdorfer Mütter und Väter die Kiez-Initiative „Eltern gegen Rechts“ gegründet.
Zur ersten Kundgebung rufen sie für den kommenden Sonntag von 16 bis 17 Uhr auf dem Nikolsburger Platz auf. Dort erinnern bereits elf Stolpersteine und eine von Kindern gestaltete Tafel in der Form eines Hauses an jüdische Menschen, die in der Nazizeit deportiert und ermordet wurden.
Außer Eltern sind auch andere engagierte Menschen und Kinder bei der Demo willkommen. Neben Reden ist eine Art Menschenkette geplant: Teilnehmende sollen ein Seil um den Auto-Wendekreis am Nikolsburger Platz spannen. Außerdem können Kinder den Asphalt mit Kreide bemalen.
Zu den Gründerinnen und Gründern der Initiative gehören unter anderem eine Schullehrerin, eine Ärztin, eine Künstlerin, ein Journalist, ein Musiker, ein Anwalt und ein Referent einer Bundesbehörde. Alle kannten sich schon privat und hatten sich oft über einen „Rechtsruck in Deutschland“ unterhalten. Ihre Namen möchten sie aus Sicherheitsgründen nicht genannt sehen. Allerdings betont die Lehrerin als Sprecherin der Gruppe auch, man habe sich nicht wegen aktueller rechtsextremer Vorfälle im eigenen Kiez zusammengeschlossen.
Unterstützung kommt aus Schulen, dem interkulturellen Pangea-Haus und anderen Institutionen sowie vom deutschlandweiten Verein Omas gegen Rechts, von dem sich die Eltern inspirieren ließen. Mehrere Großmütter aus Berlin wollen an der Demo teilnehmen. Eine Kooperation bahnt sich auch mit der Amadeu Antonio Stiftung an, die möglicherweise die Gestaltung einer Webseite übernimmt.
Das neue Bündnis versteht sich als überparteilich. Man wende sich nicht gegen politisch Konservative, aber natürlich gegen die AfD und rechtsextreme Gruppierungen, heißt es. Weil die Initiative besonders familienfreundlich sein will, legen die Eltern auch Wert auf eine „gewaltfreie Sprache“. Auf Hassbotschaften aus dem politisch rechten Spektrum, die sich gegen die Demokratie oder bestimmte Bevölkerungsgruppen richten, möchten sie nicht in ähnlicher Weise reagieren.
- Foto: Cay Dobberke
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