Nachbarschaft

Veröffentlicht am 07.02.2025 von Cay Dobberke

Das Orgelspiel ist die große Leidenschaft von Jack Day. Seit acht Jahren musiziert er als Kantor in der evangelischen Luisenkirche am Charlottenburger Gierkeplatz und trug maßgeblich dazu bei, dass die reparaturbedürftige alte Orgel im März 2024 durch eine neue ersetzt wurde. Das niederländische Orgelbauunternehmen Reil gestaltete das Instrument eigens für die Luisenkirche im Stil des Spätbarock. Die Orgel klinge „besonders gut“ und greife optisch Elemente des Kirchensaals auf, findet Jack Day. „In einem Bau­denkmal ist ein Klangdenkmal entstanden.“

Viele Informationen dazu präsentiert der Orgelbauverein der Gemeinde auf der Webseite luisenorgel.de. Noch immer wirbt der Verein um Spenden in Form von „Pfeifenpartnerschaften“. Die Anschaffungskosten in Höhe von mehr als 900.000 Euro sind nämlich noch nicht abbezahlt. Die Herstellerfirma hat ihr Honorar zwar erhalten, aber gemeindeintern kann es laut Day noch 16 Jahre lang dauern, die Finanzierung abzuschließen.

Die Luisenkirche wurde 1716 erbaut und 1826 durch Karl Friedrich Schinkel umgestaltet. Sie brannte im Zweiten Weltkrieg aus und wurde leicht verändert wieder aufgebaut.

Aktuell veranstaltet der Kantor ein Stummfilmfestival. Bei dem „Off-Event zur Berlinale“ begleitet er Film-Klassiker an der Orgel. Am Mittwoch, 12. Februar, steht um 18 Uhr „Sherlock Jr.“ von Buster Keaton auf dem Programm, gefolgt von Keatons „Our Hospitality“ ab 20 Uhr. Beide Werke stammen aus den 1920-er Jahren. Am 13. Februar um 20 Uhr geht es mit „Der müde Tod“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1921 weiter. Tickets kosten 15 Euro, ermäßigt 12 Euro.

Seit einigen Jahren schon sind musikalische Stummfilm-Vertonungen eine Spezialität von Jack Day. Neu ist, dass diesmal der Gemeindepfarrer Eike Thies die Filme vor jeder Aufführung zehn Minuten lang „theologisch und kulturell“ einordnet. Zusätzlich bietet die Luisenkirche an, „religiöse und ethische Fragestellungen der Filme“ am 10. und 11. Februar ab 18 Uhr bei kostenfreien Vorbereitungstreffen im Gemeindehaus zu diskutieren.

Jack Day wurde 1979 in England geboren. In Manchester, Cambridge, Tübingen und Trossingen studierte er Musik, Musikwissenschaft und Kirchenmusik. Danach war er unter anderem in Leipzig und Stuttgart tätig. Day mag Jazz, Opernmusik und Tanz und genießt die „Chancen, die Berlin hier bietet“. Beispielsweise treten Mitglieder der nahen Deutschen Oper Berlin manchmal in der Kirche auf. Außerdem gründete der Kantor eine Jazz-Konzertreihe in der Kapelle des Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhofs in Westend.

  • Einen Schulchor aus seinem Geburtsland begleitet Jack Day am Sonnabend, 15. Februar, ab 18 Uhr an der Orgel. Bei freiem Eintritt gastieren die „Byron Singers“ der Londoner Harrow School in der Luisenkirche.
  • 30-minütige „Lunchtime-Konzerte“ mit wechselnden Künstlerinnen und Künstlern können dort donnerstags ab 12.30 Uhr gratis besucht werden.
  • Fotos: Cay Dobberke