Intro
von Corinna von Bodisco
Veröffentlicht am 08.08.2019
seit dieser Woche erklingt in den Schulen wieder die taktgebende Klingel. Neben dem Unterrichtsbeginn und den beliebten Pausen könnte sie für die jungen Leute der Grundschule und der fünften und sechsten Klassen an Oberschulen fortan auch das Mittagessen einläuten. Die warme Mittagsverpflegung ist ab dem neuen Schuljahr für sie kostenlos, die Speisekarte variiert von Nudeln mit Tomatensoße bis Brokkoli. Nicht klar ist allerdings, wie viele Kinder das Angebot letztendlich auch in Anspruch nehmen und an einigen Schulen gebe es Herausforderungen. Das geht aus einer Anfrage von Maja Lasić (SPD) an die Senatsverwaltung für Bildung hervor.
In Friedrichshain-Kreuzberg wurden nach der Regionalkonferenz im Juni vier von insgesamt 38 Schulen der Kategorie „räumliche und organisatorische Herausforderungen“ zugeordnet. Im März zählte die Liste der Schulen mit Herausforderungen noch ganze 18 Schulen. Innerhalb von drei Monaten fand eine Neukategorisierung statt, in der es in 14 Schulen gelungen sein soll, in die Kategorie „Raum und Zeit vorhanden“ zu rutschen. Das klingt verhältnismäßig schnell. Was sagen die Schulen dazu, die noch Herausforderungen bewältigen müssen?
„Die Situation ist durchaus handhabbar“, berichtet Schulleiterin Christina Albert von der Lemgo Grundschule. Zwar werden an der Schule aktuell Baumaßnahmen durchgeführt, die wohl noch zwei Jahre andauerten, doch man weiche in die Caféteria des angrenzenden Robert-Koch-Gymnasiums aus. „Da müssen wir flexibel sein“, meint sie. Es hätte auch kein Essen zurückgegeben werden müssen, da die Anmeldungen im Vorhinein von der koordinierenden Erzieherin aufgenommen wurden. Bei der Anzahl der Anmeldungen sei aber noch Luft nach oben.
Wenige Anmeldungen gab es bei der Clara-Grunwald-Grundschule, bisher wurden zusätzlich zu den Hortkindern nur 20 Schülerinnen angemeldet, sagt der Hort-Einrichtungsleiter Niklas Federwisch. Die 20 Kinder seien aber am ersten Schultag nicht gekommen und das Essen musste zurückgehen. Für eine Analyse sei es aber noch zu früh, der Anmeldeprozess laufe ja noch, findet er. Gar keine Anmeldungen für das kostenfreie Mittagessen gab es bisher in der Bürgermeister-Herz-Grundschule, erzählte mir die Hauswirtschaftsleiterin Barbara Börner vom Nachbarschaftshaus Urban, wo das Essen für die Kinder zubereitet wird. Zum jetzigen Zeitpunkt nähmen weiterhin nur die 350 Hortkinder am Mittagessen teil, wie es vor den Sommerferien auch schon war.
Außerdem ist seit dem neuen Schuljahr das BVG-Schülerinnenticket und die Hort-Betreuung kostenlos. Na, bei so vielen Gratis-Aktionen können sich Berlins Eltern doch freuen, oder? Es fehle an „Planung, Konzept, Umsicht, Rücksicht“, schreibt unsere Bildungsexpertin Susanne Vieth-Entus. Damit ist vor allem die „überstürzte“ Einführung des Mittagessens gemeint, viele Schulen seien dafür weder „personell noch logistisch gewappnet“. Gleichzeitig fehle es an Grundlagen: zum Beispiel an genug Sonderpädagoginnen für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf oder an Räumen, in denen gut gelernt werden kann – statt Containern.
Bevor es klingelt, können Sie in diesem Artikel lesen, was es sonst noch Neues in Berlins Schulen gibt: zum Beispiel Handschrift-Noten und Türkisch-AGs an neun Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg. Eingeschult werden die jüngsten Kinder übrigens am Samstag und dafür haben sich die Bezirksbibliotheken etwas besonderes ausgedacht (mehr dazu unten in der „Kiezkamera“).
Corinna von Bodisco ist freie Autorin beim Tagesspiegel. Der Weg von Kreuzberg in ihr Neuköllner Gemeinschafts-„Biro“ führt sie meist über den grünen Fahrradweg an der Hasenheide. Wünsche, Ideen und Kritik liest sie gern per Mail, bei Twitter oder Instagram.