Intro
von Corinna von Bodisco
Veröffentlicht am 10.09.2020
so sicher und befreiend das Radfahrgefühl auf den Pop-up-Radwegen ist (ohne war die Hölle, Anm. d. Autorin) – sie müssen wohl entfernt werden. Das Verwaltungsgericht erklärte im Eilverfahren acht der aktuell 17 temporären Radwege in Berlin für rechtswidrig. Rechtsgrundlage: die Straßenverkehrsordnung. Nach dieser müssen Radwege mit Verkehrsgefahren begründet werden, nicht aber mit der Pandemie, wie es die Verkehrsverwaltung bei den Pop-up-Wegen machte. Der Senat hat bereits angekündigt, beim Oberverwaltungsgericht Beschwerde einzulegen.
Sieben der acht Pop-up-Radwege, oder Teile davon, liegen in Friedrichshain-Kreuzberg:
- die Gitschiner Straße/Skalitzer Straße zwischen Halleschem Tor und Kottbusser Straße
- Hallesches Ufer zwischen Halleschem Tor und Köthener Straße
- Kottbusser Damm/Kottbusser Straße zwischen Kottbusser Tor und Hermannplatz
- Lichtenberger Straße zwischen Holzmarktstraße und Strausberger Platz
- Petersburger Straße zwischen Bersarinplatz und Landsberger Allee
- Tempelhofer Ufer zwischen Schöneberger Straße und Halleschem Tor
- Schöneberger Ufer zwischen Potsdamer Brücke und Köthener Straße
Alles zurück auf Anfang, ein Desaster für die Verkehrswende? Angesichts von 14 getöteten Radfahrer*innen in Berlin allein in diesem Jahr sollte die Begründung für die Gefahrenlage doch auf der Hand liegen, findet Ragnhild Soerensen von „Changing Cities“. Der Verein rief am Mittwoch zu einer Radel-Demo vom Lützow- zum Hermannplatz auf, hunderte Radfahrer*innen schlossen sich an und fuhren auch um das berüchtigt-gefährliche Verkehrskreuz – den Kotti (Video via ADFC).
Und was sagt die Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne)? „Alle einfach mal Ruhe und Nerven behalten“, twitterte sie am Montag, als das Urteil verkündet wurde. Der Bezirk würde sich alles gründlich anschauen und sich mit dem Senat beraten. Aber bitte diesmal mit pfiffig-kundigen Anwält*innen für Verkehrsrecht! „Richtige, permanente Radwege“ fordert indes Michael Heihsel (FDP). In zwei Wochen will sich übrigens auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat auf einer Fachkonferenz mit den Pop-Ups befassen.
Corinna von Bodisco ist freie Autorin beim Tagesspiegel. Ihr Top-Tipp, um morgens schneller wach zu werden: Den Kreuzberg zwei Mal rauf und runter rennen, noch bevor das Denkmal aufgeschlossen wird. Wünsche, Ideen und Kritik liest sie gern per Mail, bei Twitter oder Instagram.