Intro

von Corinna von Bodisco

Veröffentlicht am 25.11.2021

„geschlechtsspezifische Gewalt ist in einer maßgeblich männerorientierten Gesellschaft auch in unserem Bezirk ein nach wie vor weit verbreitetes gesellschafts-politisches Phänomen“ – so beginnt das Vorwort einer neuen Broschüre des Bezirksamtes. Unterschrieben ist es von Grünen-Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann und der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Petra Koch-Knöbel. 

Die Broschüre soll sich an Betroffene und Berater*innen richten, sie finden darin Kontakte zu Angeboten und Einrichtungen für Frauen und Mädchen in Gewaltsituationen. Auch zu Themen wie Zwangsverheiratung, Menschenhandel oder Stalking werden zahlreiche Anlaufstellen aufgeführt. 

Im Vorwort erfährt man nicht nur, dass geschlechtsspezifische Gewalt in Friedrichshain-Kreuzberg und in Berlin (jährlich werden zwischen 36.000 und 72.000 Frauen und Kinder Opfer von männlicher Gewalt) existiert. Man erfährt auch, dass Gewalt gegen Frauen viele Gesichter hat (sexualisierte, körperliche, psychische, soziale, ökonomische Gewalt), dass sich viel Gewalt im privaten Raum (häusliche Gewalt) abspielt und dass Gewalt gegen Frauen und Kinder immer noch die weltweit verbreitetste Verletzung der Menschenrechte ist.

Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Der Gedenk- und Aktionstag wird übrigens seit 1981 von Menschenrechtsorganisationen organisiert. Auf solche Broschüren wie die oben erwähnte hinzuweisen passt an diesem Tag ziemlich gut. Es gibt dem Phänomen Sichtbarkeit und Hoffnung auf ein Leben ohne Gewalt. Allerdings wird die Broschüre nicht unbedingt alle erreichen, die von Gewalt betroffen sind. Viele Betroffene haben existenzielle Probleme, Scham- und Schuldgefühle, die sie davon abhalten sich Hilfe zu suchen. Auch das liest man in der Broschüre. 

  • Die neue Broschüre des Bezirksamts mit vielen Telefonnummern und Kontakten von Fachberatungs- und Interventionsstellen finden Sie hier zum Download.
  • Der Bezirk hat außerdem eine Plakataktion mit Notrufflyern in Lebensmitteldiscountern gestartet, um möglichst noch mehr Frauen und Mädchen zu erreichen, die von häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch und Zwangsverheiratungen betroffen sind. Die Notrufflyer können Sie bei der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Koch-Knöbel hier beziehen.
  • Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen erreichen Sie 365 Tage im Jahr rund um die Uhr: 08000 116 016.
  • Stefanie Lohaus, Herausgeberin des Missy Magazine, schreibt bei den Kolleg*innen von „Zeit Online“, warum die häufig klischeebeladene Darstellung von Gewalt gegen Frauen im Deutschen Fernsehen ein Problem ist („Das ist schädlich und gefährlich, weil auf diese Weise überkommene patriarchale Vorstellungen fortgeschrieben werden…“, „…in der Realität findet geschlechtsspezifische Gewalt viel häufiger im sozialen Nahraum statt und wird von Tätern ausgeübt, die das Opfer kennt…“: zeit.de 
  • Corinna von Bodisco ist freie Autorin beim Tagesspiegel. Ihr Top-Tipp, um morgens schneller wach zu werden: Den Kreuzberg zwei Mal rauf und runter rennen, noch bevor das Denkmal aufgeschlossen wird. Wünsche, Ideen und Kritik gern per  oder Twitter.