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von Corinna von Bodisco

Veröffentlicht am 12.05.2022

wann haben Sie das letzte Mal am Mehringplatz „verweilt“? Wo? Na, am Platz zwischen dem Halleschen Tor im Süden und dem Anfang der Friedrichstraße im Norden. Genau, die Friedrichstraße fängt dort an – oder endet dort, je nachdem. Seit vergangener Woche war ich ziemlich oft dort und habe mich unterhalten mit Leuten, die dort wohnen oder arbeiten.

Der Platz wird nämlich am Sonnabend, 14. Mai, nach über zehn Jahren Baugeschichte mit einem Stadtfest neu eröffnet: Der kreisförmige Platz mit dem Brunnen und dem Friedensengel wird um 14 Uhr von Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann und Baustadtrat Florian Schmidt (beide Grüne) „der Öffentlichkeit übergeben“.

Anfang dieser Woche schoben im und um das Rondell Bagger Sandhaufen und Steine hin und her. Die Fläche ist mit einem Bauzaun abgesperrt. Noch scheint dieser Begriff „neuer Mehringplatz“ schwer vorstellbar – ist das vielleicht doch nur ein Traum? Nein, bis zum 14. Mai werden laut Bezirksamt „alle Anlagen hergestellt sein“. Lediglich der Bauzaun müsse stehen bleiben, damit der neue Rasen wachsen kann.

Eingeweiht wird auch der „Pfad der Visionäre“ als „Zeichen für Europa, für Freiheit, Vielfalt, Frieden und Völkerverständigung“, heißt es. Auf der Friedrichstraße werden dann Granittafeln auf dem Boden zu sehen sein – mit Flaggen und Zitaten von Vertreter*innen der EU-Mitgliedsstaaten (hier können Sie die Zitate lesen).

Die 2006 zunächst temporäre Installation des Trägervereins Kunstwelt Berlin e.V. soll nun dauerhaft bleiben und zukünftig noch erweitert werden. Ausgewählt wurden die Zitate von den Botschaften der EU-Mitgliedsstaaten, unter anderem eines von Ingeborg Bachmann (Österreich): „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“

Viele der Menschen, die am Mehringplatz leben und arbeiten, litten unter der jahrzehntelangen, immer wieder stockenden Baustelle. Was sie zum Umbau und zum Platz denken, können Sie in diesem Newsletter bei „Namen & Neues“ lesen.

Eine (stark gekürzte) Bauchronik (eine ausführliche gibt es hier): 2011 begann die BVG mit der Sanierung der U-Bahn-Tunneldecke. 2013/14 wurde die Friedenssäule denkmalgerecht saniert und der Brunnen erneuert. Seit 2019 wurde der denkmalgeschützte Platz dann für mehr als sieben Millionen Euro grundsaniert: Natursteinpflasterung, neue Bänke, Tische, Fahrradbügel, Beleuchtung, ein barrierefreier Trinkbrunnen und eine Rampe.

Ziel des Umbaus ist eine Aufwertung als „Wohn-,Wirtschafts- und Kulturort“. Der Mehringplatz soll künftig nicht mehr nur „als Durchgangsraum, sondern als ruhiger und gleichzeitig vielfältig nutzbarer Aufenthaltsraum dienen“, wie das Bezirksamt mitteilt. So wird beispielsweise der Fuß- und Radverkehr durch den sogenannten Außenring des Platzes geführt, wo sich Ladenlokale befinden (insbesondere auf der Ostseite).

Die Westseite des Außenrings ist aber noch stark von Leerstand geprägt und war lange in privater Hand. Viele Läden machten dort zu. Seit 2020 gehören 372 Wohnungen und 26 Gewerbeeinheiten der Howoge. Aktuell stünden 12 Gewerbeeinheiten leer, teilt die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft mit. Grund dafür sei der bauliche Zustand, für 2023 plane man eine Sanierung. Zunächst müssten die Gewerbeeinheiten „entkernt“ werden. Erst im Anschluss an die Sanierung könnten sie neu vermietet werden.

  • Programm zur Eröffnung mit Bands, Performances, Familienprogramm, europäischer Küche, Freiluft-Kino: pfaddervisionaere.de, zum Stadtspaziergang/ Tag der Städtebauförderung mehr im Newsletter-„Tipp“. 
  • P.S. Dieser Newsletter ist ein Gemeinschaftswerk von Kollegin Nele Jensch (Kultur, Tipp, Termine, Sport – dankeschön!) und mir.
  • Corinna von Bodisco ist freie Autor*in beim Tagesspiegel. Ihr Top-Tipp, um morgens schneller wach zu werden: Den Kreuzberg zwei Mal rauf und runter rennen, noch bevor das Denkmal aufgeschlossen wird. Wünsche, Ideen und Kritik gern per  oder Twitter.

+++ Dieser Beitrag stammt aus dem Friedrichshain-Kreuzberg Newsletter. Jeden Donnerstag neu und kostenlos per Mail erhalten, Anmeldung hier: leute.tagesspiegel.de

+++ Weitere Nachrichten der Woche:

  • Was denken Anwohner*innen und Gewerbetreibende vom Mehringplatz nach über zehn Jahren Baustelle?
  • Baggern, kehren, gabeln: Das kann der bezirkliche „Radlader“
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  • Lesung und Diskussion zur Zukunft der Mobilität im Betahaus
  • Aktionspicknick an der Kreuzung Yorck-Großbeerenstraße
  • Begegnungscafé Ukraine in der Bauhütte Kreuzberg
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