Kiezkamera
Veröffentlicht am 28.04.2022 von Corinna von Bodisco

Nach dieser Tour werden alle begeisterte Naturentdecker*innen: Stadtnatur im Volkspark Friedrichshain erleben. Der Treffpunkt für die Eröffnung der neuen Erlebnistour im Volkspark Friedrichshain ist nicht zu übersehen, denn er ragt etwa 30 Meter Richtung Himmel. Es ist eine Grau-Pappel westlich vom Großen Teich – „eine Wohngemeinschaft für Pflanzen und Tiere“, erklärt Kristina Roth.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Janet Huber laden die beiden Stadtnatur Rangerinnen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg die Gäste ein, den Stamm der Pappel mit kleinen Lupen zu erkunden. Entdeckt werden Ameisen, Spinnen, Flechten und Moose. Und warum wächst das Moos nur auf einer Seite des Stammes, zeigt es nicht etwa die Himmelsrichtung an?
Um solche Fragen und Entdeckungen geht es bei den zwölf Stationen des neuen Erlebnispfades – die Pappel ist eine davon. Während eines circa 90-minütigen Spaziergangs können junge und ältere Entdecker*innen so auf eigene Faust Naturdenkmale wie eine Stiel-Eiche entdecken, mit etwas Glück Greifvögel beobachten oder die Jagdgebiete der Fledermäuse erkunden.
Ein Falt-Flyer mit Lageplan zeigt alle Stationen auf einen Blick und beschreibt sie ausführlich. Interessierte können ihn als PDF hier herunterladen oder vor Ort im Café Schönbrunn, im Sommerhaus KaffeeBar oder im Café Neuer Hain abholen. Gedruckt wurden 750 Exemplare.
Entwickelt wurde der Lehrpfad von den Rangerinnen, der Stiftung Naturschutz und der Naturschutzbehörde des Bezirks. „Die Stadtnatur Ranger in Berlin sind ein bundesweit einzigartiges Projekt“, sagt Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) bei der Eröffnung der Erlebnistour. Die Umweltverwaltung finanziert das Projekt, Trägerin ist die Stiftung Naturschutz Berlin.
In Berlin gibt es insgesamt 24 Ranger*innen, die seit 2020 Flora und Fauna in Schutzgebieten, Parks, aber auch in Friedhöfen genauer beobachten. Sie sind ansprechbar und bieten Sprechstunden an, im Volkspark Friedrichshain sind Huber und Roth vor dem Café Schönbrunn jeden ersten Mittwoch im Monat von 16 bis 18 Uhr ansprechbar (nächster Termin: 4. Mai, umweltkalender.de).
Welche Vögel leben im Großen Teich? An der Station am Großen Teich packen die Rangerinnen verschiedene Federn aus. Bei den langen weißen Federn ist das Rätsel noch leicht: Klar, das sind die Schwäne. Bei den grauen und braunen Federn wird es schwieriger. Schon wieder hat man etwas gelernt und weiß, welches Gefieder Graureiher, Stockenten und Mandarinenten tragen. Danach werden Wasserproben aus dem Teich gefischt: „Das hier sind Wasserflöhe und im anderen Glas Eintagsfliegenlarven“, erklärt Huber.
Die Gruppe hat sich vergrößert, Interessierte haben sich angeschlossen und zugehört, bemerkt Jarasch. Ein Ziel des Erlebnispfades wurde also schon bei der Eröffnung erreicht: Menschen für Pflanzen und Tiere im Park zu interessieren, von denen sie vorher nichts ahnten. „Die Rangerinnen lehren uns ihren Blick auf die Natur, man sieht sie mit anderen Augen“, sagt die Umweltsenatorin. So erreiche man die Menschen dort, wo sie sich sowieso aufhielten – und das ohne Museumsbesuch.
Das Projekt Erlebnispfad im Volkspark begann vor zwei Jahren, Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) begleitete es schon als Umweltstadträtin. „Jeder, der eine Tour mit den Rangerinnen macht, wird danach Fan“, sagt Herrmann, „wie ich von den Fledermäusen“.
Die Tour im Volkspark Friedrichshain ist der erste Lehr- und Erlebnispfad im Bezirk, ein weiterer im Görlitzer Park ist noch in Planung. „Wilder Görlitzer Park“ soll die Tour heißen. Eine naturpädagogische Anleitung und ein Tier- und Pflanzen-Memory des bezirklichen Umwelt- und Naturschutzamtes gibt es dazu bereits online.
- Fotos-Infos: In der Kiezkamera sehen Sie Janet Huber und Kristina Roth vor der Grau-Pappel; Foto 2 (v. l. n. r.): Kristina Roth, Bettina Jarasch, Janet Huber, Clara Herrmann, Umweltstadträtin Annika Gerold (Grüne); Foto 3: Bettina Jarasch mit einer Wasserprobe mit Wasserflöhen aus dem Großen Teich. Fotos: Corinna von Bodisco
- Übrigens: Im Volkspark wurde gerade ein „Wildobsthain“ fertiggestellt. „Am Fuße des Kleinen Bunkerberges wurden 32 Wildobstgehölze (Schlehe, Quitte, Wildapfel, Wildbirne etc.) gepflanzt“, twitterte Stadträtin Gerold samt Fotos. Sie sind „Ausgleichsbäume“ für die Fällungen im Zuge des temporären Erweiterungsbaus der Amerika-Gedenkbibliothek, die nach einer Vereinbarung zwischen dem Bezirk und der AGB gepflanzt werden mussten.