Namen & Neues
Neuer Eigentümer der Reichenberger Straße 55 will keine Mieter*innen loswerden
Veröffentlicht am 21.12.2017 von Nele Jensch
Kleiner Nachschlag zu letzter Woche vom Kollegen Robert Klages zur Reichenberger Straße: „In den Kurzmeldungen hatte ich einen Vorspann zu einem Beitrag von Spiegel.tv über die Reichenberger Straße 55 übernommen. Die dortigen Mieter*innen befürchten ihre Verdrängung. Auf Spiegel.tv hieß es wie folgt: „Seit 40 Jahren lebt Willi Hoffmann in der Reichenberger Straße 55. Noch zumindest – denn der neue Hausbesitzer, die ALW-Immobiliengruppe, will die Altmieter*innen loswerden und gegen zahlungskräftige Wohnungskäufer*innen austauschen. Doch der 102-Jährige und die anderen 21 Mieter*innen des Hauses wollen sich nicht kampflos vertreiben lassen.“
Daraufhin haben sich Vertreter*innen der Immobiliengruppe beim Tagesspiegel gemeldet. Dies sei so nicht korrekt, sagen sie. Wörtlich: „Wir wollen weder Herrn Willi Hoffmann noch sonstige Mieter in dem Haus loswerden und gegen zahlungskräftige Wohnungskäufer*innen austauschen.“ Das klingt doch gut, sollte man meinen – es bleibt also abzuwarten, was mit dem Haus und den Bewohner*innen passiert und ob diese Ankündigung der Immobiliengesellschaft so Bestand haben wird.
Am Mittwoch änderte Spiegel.tv den Vorspann. Nun heißt es: „Noch zumindest – denn der neue Hausbesitzer, die ALW-Immobiliengruppe, ist zumindest in anderen Fällen in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich vorgegangen. Doch der 102-Jährige und die anderen 21 Mieter*innen des Hauses wollen sich nicht kampflos vertreiben lassen“. Ich habe auch versucht, jemanden von der Immobiliengruppe zu erreichen. Eine E-Mail vom Mittwoch mit der Bitte um weitere Erklärungen sowie mit konkreten Fragen, wie es mit dem Objekt und den Mieter*innen weitergehe, blieb von Geschäftsführer Andreas Bahe bisher unbeantwortet.
Mehr zum Firmenkonstrukt seiner Immobiliengesellschaft und wie Baustadtrat Florian Schmidt dieses einschätzt, ist u. a. in einem B.Z.-Artikel vom Oktober zu lesen. Dort heißt es auch, der Bezirk wolle „einen neuen Mitarbeiter einstellen, der Mieter unterstützt“. Meine Anfrage an das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit der Bitte um eine Einschätzung zur Lage um das Haus in der Reichenberger blieb bisher ebenfalls unbeantwortet. Bisher scheint es jedenfalls so zu sein, dass noch keine Mieter*innen rausgeworfen oder verdrängt wurden.
Die Ängste der Bewohner*innen ergeben sich aus den zweifelhaften Machenschaften der ALW- bzw. BOW 1 GmbH Immobiliengruppe in der Vergangenheit. Häuser in der Mariannenstraße, gekauft von der BOW 1 GmbH, sind bereits zu Teilen entmietet, wie Spiegel.tv in dem genannten Beitrag berichtet. Auf bizim-kiez.de sind weitere Fälle aufgeführt. Mieterhöhungen, Entlassungen oder ähnliches hat es in der Reichenberger noch nicht gegeben.
In den von der BOW 3 GmbH gekauften Häusern ist bisher nicht viel passiert. Es gab es wohl noch keine konkreten Versuche, den Mieter Willi Hoffmann loszuwerden. Dies hatten die Anwohner*innen auch nie behauptet. „In den neu von der BOW 3 GmbH gekauften Häusern ist glücklicher Weise noch nicht viel passiert“, sagt auch Reiner Harms, wohnhaft Reichenberger 55. „Dafür sind die Erfahrungsberichte der Bewohner*innen aus den zuvor von der BOW 2 akquirierten Häusern alarmierend. Deshalb versuchen wir den ‚üblichen Verlauf‘ hin zur Teilung der Mietshäuser bei den neuen Zukäufen durch viel Öffentlichkeitsarbeit abzuwenden.“ Die Immobiliengesellschaft besteht darauf, dass es sich bei dem Käufer der Reichenberger Straße 55 um die BOW 3 GmbH handelt, nicht um die BOW 1 (oder 2) GmbH oder um die ALW-Immobiliengruppe.
Ob die Befürchtungen der Mieter*innen wahr werden, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht war es gut, vorab, also bevor konkrete Verdrängung geschehen ist, aktiv zu werden. Das obige Zitat der Immobiliengesellschaft steht. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“
Soweit vom Kollegen Klages, vielen Dank. Nun weiter mit den Kurzmeldungen: