Namen & Neues
Erneuter Versuch, die Simon-Dach-Straße zu entpöblisieren
Veröffentlicht am 08.02.2018 von Robert Klages
Nein, den Witz mit der „Krach“-Straße nicht machen! Einfach nicht machen. Dort jedenfalls plant das Bezirksamt eine Allgemeinverfügung. Im letzten Jahr hätten sich die Beschwerden wegen Ruhestörung gehäuft. Die bezirkliche Arbeitsgruppe „fair.kiez“ hat beschlossen, für die gesamte Simon-Dach-Straße festzulegen, dass alle Gaststätten ihren Außenausschank ab 23 Uhr schließen müssen. Die Verfügung soll zum 2. Mai dieses Jahres in Kraft treten. Mehrere Ämter und Politiker*innen müssen da aber erst noch drüber nachdenken und debattieren und zustimmen.
Dass die Verfügung nicht am 1. Mai einsetzen soll wird sicher Gründe haben. Um die Einhaltung kontrollieren zu können, beschränkt sich die Allgemeinverfügung vorerst auf die Simon-Dach-Straße, da in diesem Bereich die Beeinträchtigungen der Anwohner*innen aktuell am stärksten sind, schreibt das Bezirksamt. Die Kontrollen zur Einhaltung der Allgemeinverfügung sollen vom Ordnungsamt durchgeführt werden. Die Polizei wird in Einzelfällen unterstützen. Diese Verfügung soll dann für alle Gaststätten in der Staße gelten. Bisher haben hier verschiedene Lokale unterschiedliche Regelungen gehabt. Vielleicht waren die „Anwohner*innen“, die sich beschwert haben, ja auch die Lokale, die sich benachteiligt fühlten – sind ja auch Anwohner*innen irgendwie.
Zudem greift die Verfügung nicht auf die Nachbarstraßen im Kiez. Also um den Boxi herum zum Beispiel – nicht. Der RBB hat sich etwas umgehört in der Dach-Straße: „Gediegener soll es werden“, sagt ein Wirt. „Nicht edler, aber gediegener.“ Soso.
Auf Engelspfoten durch die Simon-Dach-Straße: Auch ich musste mich da vor Ort natürlich nochmal umsehen. Ein trauriger Blick zum „Kptn“ und dann erstmal warten, bis es 22 Uhr wird. Befreundete Anwohner*innen gefragt: „Wir dachten, es gibt schon eine Sperrstunde um 22 Uhr. Da werden hier die Tische reingestellt. Also bedeutet die neue Regel, dass es eine Stunde länger erlaubt ist, draußen zu sitzen?“ Jetzt im Februar sitzt ja eh keiner draußen, einfach viel zu kalt. Ich warte in der „Primitiv“-Bar, hier sitzen einige Touris rum. Später, nach 23 Uhr, ist es immer noch relativ leise auf der Straße, nur Autos, die übers Kopfsteinpflaster fahren, einige frierende Fußgänger*innen. Vor Döner- und Pizza-Dach warten noch ein paar Leute auf Essen.
Doch dann: grölende Nicht-Berliner*innen. Ein Pärchen aus Norddeutschland, sie kommen aus „Paule’s Metal Eck“, sichtlich betrunken. Ich laufe an ihnen vorbei und deute an, dass sie bitte leiser sein möchten. Zunächst grölen sie etwas, dann entschuldigen sie sich. Ich erläutere die Lage. Die beiden wollen ein Taxi, aber es kommt keines. Ich soll sie zur Warschauer Straße bringen. „Aber auf Engelspfoten bitte“, sage ich. Also gehen wir, so leise wie möglich. Die beiden haben Spaß daran, die Füße so langsam wie möglich mit weitausholenden Bewegungen voreinander zu setzen. Immer wieder müssen Lachanfälle unterdrückt werden. Um 1 Uhr sind wir an der Warschauer Straße angekommen, es kommt auch sofort ein Taxi, wir umarmen uns zur Verabschiedung. Warum hat das mit den Pantomimen eigentlich nicht funktioniert?