Namen & Neues

Grüne wollen Dialogspagat um RAW-Gelände zum Erfolg führen

Veröffentlicht am 26.04.2018 von Corinna von Bodisco

Mit zwei Anträgen greift die Partei drei Wünsche von Nutzer*innen und Einwohner*innen auf, die bei den Dialogwerkstätten laut wurden: die Unzulässigkeit von Wohnungsbau, die Schaffung von grünen Aufenthaltsflächen und die Erhaltung des Sozio-L. Diese werden bald im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen behandelt. Das L bilden die Gebäude des ehemaligen RAW-Tempels, darunter der Kletterkegel, das Cassiopeia, die Skate-Halle sowie ein Zusammenschluss verschiedener Kunstprojekte. 5,2 Hektar des Geländes, darauf auch das Sozio-L, sind seit 2015 im Besitz der Göttinger Kurth Gruppe. Die östlich gelegenen Hallen – ehemals Neue Heimat – gehören der International Campus AG. Unter Einbezug der Öffentlichkeit soll von verschiedenen Akteuren bis Ende Juni eine RAW-Vision 2040 entwickelt werden.

Für die Erhaltung des Sozio-L setzt sich der Bezirk seit 2016 ein. Nach Abschluss des Dialogverfahrens soll ein Vertrag zwischen der Kurth-Gruppe und dem L geschlossen werden. „Aktuell führen wir Verhandlungsgespräche über die Konditionen. Favorisiert wird ein langfristiger Pachtvertrag für das gesamte Sozio-L“, erklärt Baustadtrat Florian Schmidt dem Tagesspiegel.

Bei der zweiten RAW Dialogwerkstatt wurde mehr gestritten als bei der ersten – die Erwartungen der Akteure sind verschieden. Einige Anwohner wollen eine Befriedung des Geländes, andere gar keine Veränderung: „Wir haben Angst, dass es hier genauso spießig wird wie auf dem Gelände der Kulturbrauerei. Die Drogendealer stören uns auch, aber das sind nicht die Leute, die auf dem RAW-Gelände Spaß haben“. Kristine Schütt, deren Musikprojekt zum „soziokulturellen-L“ gehört, sieht das Beteiligungsverfahren als Chance in puncto Aufenthaltsqualität etwas zu bewegen. „Den Menschen fehlt das Bewusstsein dafür, was auf dem Gelände alles ist – das Fegen habe ich aufgegeben“, sagt sie. Ein besonderes Problem sei das Wildpinkeln.

Aus Halle 16 soll nach Erteilung der Baugenehmigung schnellstmöglich ein Kongresszentrum werden, sagt der Geschäftsführer der Campus AG, Horst Lieder. „Akteure aus der Gründerszene haben schon angefragt, ein Kongress würde von Lissabon nach Berlin kommen. Aber auch Bezirks-Veranstaltungen können dort stattfinden“. Daneben, auf dem Areal von Halle 13 sollen Coworking, Start-ups und Wohnformen für junge Leute vereint werden. Ziel sei eine Campus-Situation, namentlich „Innovation-Camp“. Für das Camp liegt die Baugenehmigung schon vor. „Wir hören den Menschen bei der Dialogwerkstatt zu und sind ansprechbar, denn einen Fremdkörper wollen wir nicht realisieren. Am liebsten wäre uns ein Konsens“, so Lieder.

Bis Mitte Juni finden insgesamt drei Werkstätten statt, bei denen die Wünsche der Besucher in sieben Themenstationen dokumentiert werden. Die Veranstaltungen werden vom Bezirk beauftragten Studio Urban Catalyst moderiert und nach Abschluss des Dialogprozesses in einem „Masterplan“ gebündelt. Parallel treffen sich Vertreter aus verschiedenen Gremien in einem Lenkungskreis, um die Ergebnisse der Werkstatt zu erörtern. Der Masterplan soll als Grundlage für den Aufstellungsbeschluss und das Bebauungsplanverfahren dienen. Die bei den Werkstätten präsenten Eigentümer seien laut Bezirk kooperationsbereit, verpflichtend sind die Vorschläge des Beteiligungsverfahrens für sie jedoch nicht.