Namen & Neues

Familie in der Lübbener Straße steht Zwangsräumung bevor

Veröffentlicht am 21.06.2018 von Corinna von Bodisco

Seit 2011 wohnt Cecilia in einer Mietswohnung in der Lübbener Straße 22, mit dem Vermieter pflegten sie und ihre Mitbewohnerin ein gutes Verhältnis. 2016 übernahmen dessen beiden Söhne die Verwaltung der Wohnungen. Im Haus gibt es viele Eigentumswohnungen, teilweise nutzen die Eigentümer*innen diese selbst. „Das Problem der jungen Familie: „Wir sind zwei Hauptmieterinnen in einem Vertrag“. Damit meint Cecilia ihre Mitbewohnerin, die 2016 aus dem Vertrag entlassen werden wollte.

Stattdessen sollte Cecilias Verlobter Yaser einziehen und Untermieter werden, die beiden haben seit eineinhalb Jahren einen kleinen Sohn. Kurz vor dessen Geburt zog der Vater ein, worüber Cecilia die Eigentümer im Voraus per E-Mail und unter Beratung des Mieterschutzes informierte. Aus einer E-Mail des Vermieters an die Mitbewohnerin geht hervor, dass die Eigentümer die Wohnung stattdessen kündigen wollten. „Anfang 2017 war noch nicht klar, ob die Wohnung verkauft oder ob die Eigentümer sie selbst nutzen wollten“, sagt Cecilia. Zudem wurde Yaser eine Frist gesetzt, in der er hätte ausziehen sollen.

Vor einem Jahr wurden die Absichten des Vermieters deutlich. Nach dem hauptsächlich schriftlichen Kontakt kam es zu einem „Besichtigungstermin“. Dabei sollte überprüft werden, ob Yaser dort auch wohnt. Außerdem wurden der Mieterin zwei Angebote unterbreitet, bei beiden hätte sie die eigene Kündigung unterschreiben sollen. Die Fristen waren außerdem knappe fünf Tage kurz, so dass sich Cecilia nicht über die Angebote hätte beraten lassen können. „Das konnte ich nicht machen“, denn die Chance, dass die Familie eine andere Wohnung findet, sei gering.

Leer verkaufen. Beim Treffen hat Cecilia gefragt, was mit der Wohnung passieren soll, ob sie verkauft würde. Der Vermieter habe „damals gesagt: Darauf würde es hinauslaufen, aber leer“, erinnert sich Cecilia. Eine Woche nach dem Treffen kam dann die Kündigung zum 31.01.2018. Einer der Vermieter ist Richter am Sozialgericht Berlin und wollte sich gegenüber dem Tagesspiegel nicht zum Thema äußern. Er habe „zur Sachlage nichts beizutragen“, hieß es nur.

Unterstützung bei Bizim Kiez. Die habe sich Cecilia bei der Initiative geholt. In einer ersten Aktion forderte Bizim Kiez die Eigentümer schriftlich dazu auf, die Mitbewohnerin aus dem Vertrag zu entlassen und Cecilia einen eigenen Hauptmietvertrag auszustellen. Ohne Erfolg.

Vergangenen Mittwochabend gab es eine Kundgebung vor der Lübbener Straße 22 – viele Nachbar*innen zeigten sich solidarisch und wollen die Familie unterstützen. Die junge Frau erhofft sich von der Aktion, dass die Eigentümer „doch einlenken und uns einen Vertrag geben“. Außerdem sei es „ein Appell an die soziale Verantwortung. Eine Wohnung ist nicht nur eine Geldanlage, das Leben von Menschen hängt davon ab“. Die Räumungsklage soll am 26.06. vor dem Amtsgericht verhandelt werden.