Namen & Neues

"Die Zukunft ist heute": Uber versus Taxi

Veröffentlicht am 02.08.2018 von Corinna von Bodisco

In den USA gang und gäbe, in Berlin noch nicht so sichtbar. So scheint es. Die Rede ist von US-Fahrdiensten wie Uber, bestellbar über eine App. Nach Bestätigung der Strecke, erscheint ein*e ausgewählte*r Fahrer*in innerhalb weniger Minuten. Zurück aus den Staaten, bestelle ich für die Rückfahrt vom Flughafen Tegel nach Kreuzberg ein Taxi.

Erkennbar am Nummernschild eines Limousinen-Services. In den USA sind die Autos der Fahrdienste mit an den Windschutzscheiben angebrachten Firmenstickern markiert. Taxifahrer Abdullah Turan erkennt die Uber-Fahrer*innen in Berlin auch ohne diese Markierung. „Wenn ich ein Auto mit den Kennzeichen LC, LN oder LDS sehe, ist es meist ein Uber-Fahrer“, erklärt er. Die Kennzeichen gehören zum Mietwagenunternehmen Rocvin. Das wissen auch Kund*innen nach dem Herunterladen der Uber-App: „Der Beförderungsvertrag entsteht zwischen Dir und dem Mietwagenunternehmen Rocvin Dienste GmbH“, heißt es da.

Eineinhalbjährige Zusammenarbeit Uber-Rocvin. Das bestätigt Rocvin-Geschäftsführer Thomas Mohnke. Er vergleicht das Modell mit dem Luftverkehr als das, „was die Lufthansa mit Eurowings macht. Wir haben neben dem Lufthansa-ähnlichen Limousinendienst noch eine Billigfluggesellschaft gegründet“. Uber übernimmt dabei die Rolle einer Taxizentrale und führt den Fahrer*innen die Aufträge zu. 2017 wechselte der Bundestag, Hauptkunde von Rocvin, seinen Fahrdienst zur BWFuhrparkservice GmbH (Fahrdienst der Bundeswehr). „Eine große Zahl, aber nicht die Mehrzahl“ der Rocvin-Mitarbeiter*innen seien zu unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen mitgewechselt, sagt Mohnke. Ein großer Schlag, aber „wir haben das überlebt und auch neue Aktivitäten“. Aktuell fährt Rocvin unter anderem für alle Ministerien.

Uber-Flotte. Eine zweite, kleinere Rocvin-Flotte fährt parallel „rund um die Uhr“ nur Uber-Aufträge: „Wir haben über 100 Mitarbeiter, die nur in diesem Bereich tätig sind. Alle haben einen P-Schein und sind sozialversicherungspflichtig angestellt“. Der „P-Schein“, die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung, beantragen die Fahrer*innen bei den Bezirksämtern. Im Gegensatz zum P-Schein für Taxen müssen sie aber keine Ortskundeprüfung absolvieren. Die Fahrer*innen werden über ein Subunternehmen, die Safedriver Enno GmbH, angestellt. Geschäftsführer ist ebenfalls Mohnke. Die Bezahlung richtet sich nach Leistung: 35 Prozent des Brutto-Umsatzes, mindestens 10 Euro pro Stunde.

Taxifahrer Turan mag Uber nicht. Warum? „Uber will, dass die Taxen zukünftig verschwinden“, sagt er. Christoph Weigler, der Uber-Deutschland-Chef, verneinte dies noch letztes Jahr im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Trotzdem: Viele Kund*innen wechseln wegen der günstigeren Preise. „Bei uns wird nach Metern gezahlt, bei Uber ist der Preis schon von vorneherein bestimmt“, erklärt Turan. Zum Vergleich gibt er meine Strecke in die Uber-App ein: 27,50 Euro mit dem Taxi, 20 mit Uber. Das sei aber kein Festpreis, bei steigender Nachfrage erhöhe er sich. Wie hoch die Nachfrage ist, berechne Uber mithilfe eines Algorithmus. Die Taxifahrt dagegen ist tariflich geregelt und der oder die Kund*in zahlt immer denselben Preis. Weitere Unterschiede zeigt mir Turan in einer Tabelle mit dem Namen

„Fakten Uber vs. Taxi“. Ein Auszug:

  • „Taxi: Ortskundeprüfung, Workshops zur Qualitätssicherung, Sonderrechte im Straßenverkehr (Busspurennutzung), Bezahlung tariflich geregelt und vielfältige Möglichkeiten (App, bar, Rechnung etc.), Sharing (mit mytaxi und texi.eu) möglich, keine Monopolgefahr, jeder Gast muss gefahren werden (Beförderungspflicht)
  • Uber: P-Schein, keine Sonderrechte, Bezahlung ausschließlich per App, Monopolgefahr, da nur ein Unternehmen dahinter steckt, keine gesetzliche Tarifregelung, Beförderungspflicht“

Aber die App ist so praktisch!, sage ich. Die Bestellung eines Uber ist einfach und billig, aber auch Taxen sind digital unterwegs, beispielsweise über die Taxi-Apps mytaxi und taxi.eu. Bestellt werden kann außerdem per Telefon, Fax, Mail und SMS, klärt mich Turan auf. Uber sieht er weiterhin kritisch. Vor kurzem hatte er einen Abgeordneten im Auto, der versprach, seine Vergleichstabelle „Uber vs. Taxi“ im Bundestag ins Gespräch zu bringen. Bisher gibt es noch keine Neuigkeiten, aber „die Zukunft ist heute“, betont er. Mit dieser Zukunft meint Turan, dass es aktuell noch mehr Taxi- als Uber-Fahrer*innen gibt. Mohnke dagegen hatte sein Taxiunternehmen aufgegeben, weil der Gewinn „gleich Null“ war und Uber überall boome. Bis der Wettbewerb entschieden ist, heißt es: Uber versus Taxi.