Namen & Neues
Künstleretage aus der Glogauer Straße protestiert gegen Verdrängung
Veröffentlicht am 20.02.2020 von Corinna von Bodisco
Zu Anfang Mai wurde der Ateliergemeinschaft aus der Glogauer Straße 6 von der Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs- GmbH gekündigt. Die fünf Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Design und Film arbeiten zusammen auf einer etwa 150 Quadratmeter großen Etage des Gewerbehofes. Die Kuthe-Gruppe besitzt unter anderem mehrere Gewerbehäuser in der Glogauer Straße und am Landwehrkanal.
Mieterhöhung um 80 Prozent. Zwar hätten die fünf Künstlerinnen und Künstler die Option, den Vertrag zu verlängern – allerdings nur zu geänderten Konditionen: „Die Miete wurde um 80 Prozent erhöht“, sagt Designerin Joa Herrenknecht. Im Vorhinein hatten sie lange versucht, mit Kuthe zu verhandeln. Erst wurde kommuniziert, ein Treffen sei möglich – doch dann lag die Kündigung im Briefkasten. Gerade bezahle die Künstleretage neun Euro pro Quadratmeter, aber „die Start-ups, die hier einziehen zahlen 22 Euro für eine unsanierte Etage. Da kann der normale Kreative kann nicht mitziehen“.
Protest im Kulturausschuss. Am gestrigen Mittwochabend war die Ateliergemeinschaft zu Gast im Ausschuss für Kultur und Bildung. Was sich die Ateliergemeinschaft davon erhofft, haben sie mir geschrieben:
„Neben ernsthafter Aufmerksamkeit auch auf politischer Ebene – wünschen wir uns, dass unser Vermieter Kuthe mehr Umsicht und Verständnis zeigt. Statt immer höhere Preise zu verlangen (bis 22,- Eur/qm) und alte Mieter zu verdrängen (die 9,-Eur/qm Staffelmiete zahlen), appellieren wir an unsere Politiker und die großen Immobilieneigentümer (wie Kuthe) Künstler und Kreative zu schützen und somit moralische Verantwortlichkeit zu zeigen. Nur so kann das Milieu der Berliner Kreativen erhalten bleiben. Statt nach 14 Jahren innerhalb von 6 Monaten 80% Mieterhöhung zu verlangen, appellieren wir an unseren Vermieter die bisherige Staffelmiete von 3% beizubehalten oder eine gerechtere, schrittweise Erhöhung durchzuführen. Mit der krassen Mieterhöhung ist doch ganz klar, dass man raus muss – unsere Etage ist nicht saniert.
In unserem Gewerbehof sind wir die letzte Ateliergemeinschaft – hier hatten mal Uwe Henneke, Katja Strunz und andere gearbeitet – sie alle sind wegen der Mieterhöhung gegangen.“
Bezirksamt bekundet Solidarität, von Kuthe keine Reaktion. Das Bezirksamt erklärte sich nach dem Besuch im Ausschuss dazu bereit, die Immobiliengesellschaft in einem „Solidaritätsschreiben“ darauf hinzuweisen, dass die Ateliergemeinschaft ein wichtiger Bestandteil der Kreuzberger Kulturlandschaft ist. MdB Canan Bayram hat angekündigt, einen Brief an Kuthe zu schicken. Die Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH hat sich bis Redaktionsschluss nicht zur Frage geäußert, warum die Miete erhöht wurde.