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Lärm, voller Gehweg: Anwohner*innen ärgern sich über Start-up "Gorillas"

Veröffentlicht am 15.04.2021 von Corinna von Bodisco

Vor dem Ladenlokal in der Muskauer Straße/ Ecke Eisenbahnstraße ist geschäftiges Gedränge: auf dem Gehweg stehen etwa 40 schwarz-grüne E-Bikes, aus der Tür links neben dem Sparkassen Selbstbedienungscenter kommen und gehen Menschen mit schwarzen Jacken und viereckigen Rucksäcken, checken ihr Smartphone und schwingen sich auf ein Rad.

Auf den Rucksäcken steht „Gorillas“. Die Fenster der Räume sind blickdicht verklebt, auf Werbeaufklebern stehen Sätze wie „Schon von Gorillas gehört?“ oder „Faster than you“. Die Rede ist vom Startup „Gorillas“, ein Liefersupermarkt mit Auslieferung per Fahrradkurier. Das Besondere: das Startup verspricht eine Lieferung innerhalb von zehn Minuten nach der Bestellung per App. Bestellt werden können Produkte des täglichen Bedarfs – man spart sich quasi den Gang zum Supermarkt oder zum Späti. Damit ist das Start-up extrem erfolgreich.

Platzmangel auf dem Gehweg und im Eingangsbereich. Doch am Standort Muskauer Straße in der Nähe vom verkehrsberuhigten Lausitzer Platz gibt es Beschwerden der Nachbarschaft. „Man kommt hier kaum noch durch“, sagt ein Passant ärgerlich und meint den Gehweg. Er könne wegen der Gorillas-Räder weder sein Fahrrad vor der Sparkasse abstellen noch den Eingang des Selbstbedienungscenters nutzen, ohne dass es eng würde. „Dabei muss man doch Abstand halten“, sagt er. Das Start-up teilt sich den Eingangsbereich mit der Bank.

Ein direkter Anwohner berichtet von den Lkw-Lieferungen, die in der Muskauer Straße oder in der Eisenbahnstraße in zweiter Reihe parken und den Verkehr aufhielten. Das Überqueren der Kreuzung würde immer gefährlicher, vor allem für Kinder.

„Kaum noch eine ruhige Nacht“. Aber vor allem kämen die Anlieferungen ständig, „es ist nicht nur ein Lkw am Tag, es sind bis zu zehn und mehr. Die ersten kommen morgens um fünf Uhr, was gegen den Lärmschutz verstößt, die letzten am Abend“, sagt er. Gegen die ungedämpften Paletten, Getränkekästen und das laute Piepen der Rampe beim Ausladen würden Ohropax nicht helfen. Seit das Startup einzog, gebe es „kaum noch eine ruhige Nacht und tagsüber ist trotz Aha-Regeln Highlife“. Gerade bilde sich auch eine Bürger*innen-Initiative, die Lokalpolitik sei informiert.

Das Ordnungsamt kenne das Problem der parkenden E-Bikes und die damit verbundenen Beschwerden. Die häufigen Lkw-Anlieferungen waren bislang noch kein Thema. Der Bezirk habe eine Frist bis Ende April gesetzt – bis dahin dürften die E-Bikes nicht mehr senkrecht zur Hauswand stehen (siehe Kiezkamera), sondern nur noch längsseitig hintereinander.

Andernfalls gebe es Anzeigen wegen „Überschreitung des Gemeingebrauchs bzw. Sondernutzung ohne Genehmigung“. Gorillas habe sich diesbezüglich „kooperativ gezeigt“, heißt es vom Bezirksamt. Eine Anfrage des Tagesspiegels zu den Beschwerden und was zur Verbesserung der Situation geplant sei, beantwortete das Start-up bis Redaktionsschluss nicht.