Namen & Neues

„Chronologie des Stillstands“ – wie steht es um die Ausstellung im Café Sibylle?

Veröffentlicht am 27.05.2021 von Corinna von Bodisco

Das Café Sibylle ist nicht nur ein Gastronomie-Betrieb, in den Räumlichkeiten in der Karl-Marx-Allee 72 steht auch eine Dauerausstellung zur Geschichte und Architektur des Baudenkmals und einstigen DDR-Prachtboulevards. Doch Stalinbauten e.V., ein Verein der sich für den Denkmalschutz einsetzt, schlägt nun Alarm: der Vereinsvorsitzende Achim Bahr bezeichnet die Situation bezüglich der Ausstellung als „Chronologie des Stillstands“ (stalinbauten.de).

Der Stillstand währt laut Bahr schon über zwei Jahre, seit der Wiedereröffnung des Cafés im November 2018 sei die Ausstellung nicht mehr zu sehen, zumindest könne „das Konglomerat, das heute dort ungeordnet und lieblos im Gang links des Tresens gezeigt wird“ kaum noch als Ausstellung bezeichnet werden. Und das, obwohl das Bezirksamt „die Betreiber des Cafés seither mit monatlich 2000 Euro subventioniert“. Was ist da los?

Kurzer Einschub zur Erinnerung: 2018 wurde die Puk a malta gGmbH als neue Betreiberin gewonnen. Das Bezirksamt übernahm nach Beschluss des Bezirksparlaments die Ausstellung als Eigentümerin und will seither dafür sorgen, dass „diese an ihrem Ort im Café Sybille verbleibt, personell betreut und weiterentwickelt wird“. So steht es in der Rahmenvereinbarung mit der Betreiberin. Für die Ausstellung liege „die Federführung bei der puk a malta sys gGmbH, für den Erhalt und Betrieb sind beide Partner zuständig“ – also Betreiberin und Bezirksamt, antwortete Knut Mildner-Spindler (Linke) auf eine Anfrage von Michael Heihsel (FDP) im April.

Mit den 2000 Euro, die Bahr von Stalinbauten e.V. erwähnt, beteiligt sich das Bezirksamt an den anfallenden Nebenkosten. Das ist seit 2018 bekannt. Im Gegenzug stelle die Puk a malta den Platz für die Ausstellung zur Verfügung und kümmere sich außerdem um Schüler*innengruppen und nachbarschaftliche Treffen, die im Café unentgeltlich stattfinden können, erklärt Angelika Zachau, Geschäftsleiterin der Puk a malta gGmbH, auf Nachfrage.

Für die Neukonzeption der Ausstellung bekomme die Betreiberin keine finanziellen Mittel, dies müsse mit anderen öffentlichen Fördermitteln gestemmt werden. Doch wegen Corona dauere das alles länger. Eine teamorientierte konzeptionelle Arbeit sei in der vergangenen Zeit aufgrund der Einschränkungen „komplett unmöglich“ gewesen. Doch Zachau hofft, dass die überarbeitete Ausstellung Ende des Jahres eröffnen kann. Man wolle dafür auch „Aspekte der Alltagskultur in der DDR“ wie Stimmen von Zeitzeug*innen einbeziehen und die Ausstellung interaktiver und offener für Künstler*innen und Nachbar*innen gestalten.

„Wir freuen uns sehr, dass die Ausstellung vermisst wird, obwohl das Café Sibylle geschlossen ist“, sagt die Puk-Geschäftsleiterin. Am 23. Juni öffne das Café wieder – nicht mit der Dauerausstellung, aber mit „einem kleinen temporären Highlight“: Tafeln einer Wanderausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Straße der Pariser Kommune.

Zurück zum Anfang: An die Kritik von Stalinbauten e.V. knüpfte die FDP an und fordert im Antrag „Revitalisierung der Ausstellung zur Karl-Marx-Allee“ eine Fertigstellung und Neueröffnung der Ausstellung bis spätestens September 2021. Dies sollte nicht „am Zuständigkeits-Ping-Pong“ zwischen dem Bezirksamt und der Betreiberin des Cafés scheitern. Der Antrag wurde am gestrigen Mittwoch in zwei Ausschüsse überwiesen (Kultur- und Wirtschaftsausschuss).