Namen & Neues

Wie steht es um das Fußverkehrskonzept von 2020?

Veröffentlicht am 10.06.2021 von Corinna von Bodisco

Für die Stärkung und den Ausbau des Fußverkehrs legte Friedrichshain-Kreuzberg vor einem Jahr als erster Bezirk Lösungsvorschläge vor. Auf Basis eines im Mai 2020 von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossenen Grünen-Antrags wurde das Bezirksamt aufgefordert, in Ergänzung zum Radverkehrsplan einen „Vertiefungsplan Fußverkehr“ zu erstellen.

Der Antrag „Fußverkehrskonzept für Friedrichshain-Kreuzberg“ skizziert fünf Leitlinien zur Verbesserung des Fußverkehrs: mehr Platz und Vorrang, Verkehrssicherheit, Entschleunigung des motorisierten Verkehrs, attraktivere Wege und Barrierefreiheit. Außerdem wurde ein konkreter Maßnahmenkatalog mit 94 Standorten im Bezirk mitgeliefert. Was ist ein Jahr später daraus geworden?

„Einen separaten Fußverkehrsplan wird das Amt nicht erarbeiten“, teilt die Bezirkssprecherin auf Nachfrage mit. Stattdessen würden die Maßnahmen für den Fußverkehr „im Sinne eines Mobilitätswendeplanes“ mit dem Radverkehrsplan zusammengeführt. Immer zum Jahresende sollen dann die geplanten und umgesetzten Maßnahmen vorgestellt werden, kündigt das Bezirksamt an. 

Erste umgesetzte Maßnahmen für den Fußverkehr 2021 seien die Fußgänger*innenzonen Lausitzer Platz, Krautstraße, Waldeyerstraße, die Klimastraße Danneckerstraße, die acht temporären Spielstraßen, das gesamte Projekt Bergmannkiez und ein neuer Fußgänger*innenüberweg in der Stresemannstraße, heißt es aus dem Straßen- und Grünflächenamt. Der Fachbereich habe außerdem im Mai 2021 zwei Fußverkehrsingenieur*innen eingestellt.

Und was denken die Grünen dazu, dass kein extra Plan erstellt wird? Das Ziel des Antrags zum Fußverkehrskonzept sei langfristig ein „gebündelter Maßnahmenplan über alle Projekte des Umweltverbundes im Bezirk“, sagt Fraktionssprecherin Annika Gerold auf Nachfrage. Aus diesem Grund finden es die Grünen sinnvoll, dass das Bezirksamt einen „Mobilitätswendeplan“ erstellen möchte. „Wichtig ist uns, dass dabei die Maßnahmen für den Fußverkehr und die Barrierefreiheit bei allen Planungen berücksichtigt werden“, betont Gerold.

Die 94 gelisteten Standorte (54 in Kreuzberg, 40 in Friedrichshain) des BVV-Beschlusses von 2020 sollen laut Bezirksamt – „dort wo eine Umsetzung möglich ist“ –, in den Mobilitätswendeplan mit einfließen. Im umfangreichen Maßnahmenkatalog sind die Standorte nach Priorität in drei Stufen eingeteilt (hoch, mittel, niedrig). Priorität eins haben vor allem Standorte mit unsicheren Kreuzungen, Straßen mit fehlenden Querungshilfen, schlechte Gehwege oder unsichere Schulwege erhalten. Fehlende Sitzgelegenheiten werden als zweit- oder drittrangig eingestuft.

Aufgeführt wurden auch Stellen, an denen es zu Konflikten zwischen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen kommt, zum Beispiel beim U-Bahnhof Samariterstraße. Der Radweg, ehemals auf dem Gehweg, wurde im Frühjahr 2020 als Pop-up-Radweg auf die Straße verlagert – allerdings ohne Poller. Ende Mai 2021 wurde dort eine 37-jährige Radfahrerin von einem Sattelschlepper überfahren (siehe „Nachbarschaft“) – beim Versuch, einem falsch parkenden Geldtransporter auszuweichen. 

 

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