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Nach Brand in der Graefestraße: Bauaufsicht kontrolliert Baufortschritt
Veröffentlicht am 28.07.2022 von Corinna von Bodisco
Im Vorderhaus der Kreuzberger Graefestraße 13 hatte es im Januar 2020 gebrannt. Von den acht Mietwohnungen wird nur noch eine bewohnt. Die restlichen sieben Wohnungen mussten für die Sanierungsarbeiten freigegeben werden. Vier Mietparteien, insgesamt etwa 12 Personen, warten nunmehr seit zweieinhalb Jahren auf eine Möglichkeit, nach Hause zurückzukehren. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Mieterkreisen.
Alle hätten Hals über Kopf ausziehen müssen und würden seitdem in Zwischenlösungen wohnen. Die vier Wohnungen könnten laut Mieter*innen längst wieder bewohnbar sein, doch die Instandsetzung finde nicht statt.
Für drei der acht Vorderhauswohnungen existieren laut Anwalt des Münchener Privateigentümers keine Mietverträge mehr. Sie stehen leer. Für den Leerstand hat die Vermieterin vom Bauamt eine befristete Genehmigung erhalten, für eine Wohnung läuft diese im September aus. Der Seitenflügel und das Hinterhaus sind noch bewohnt.
Zunächst wurde vonseiten des Bezirksamtes von einem „extremen Beispiel für Spekulation“ durch Verschleppung von Bautätigkeiten gesprochen. Auch die Bezirksverordnetenversammlung beschäftigte sich mit dem Fall, die SPD-Fraktion brachte Ende Mai eine Große Anfrage ein (wir berichteten).
Doch eine Begehung der Bauaufsicht Mitte Juli mit dem Ziel, den Baufortschritt zu kontrollieren, konnte der Eigentümerin kein gesetzwidriges Vorgehen nachweisen. „Es ist festzustellen, dass in allen Wohnungen derzeit glaubhaft nachvollziehbare Bautätigkeiten im Rahmen der Sanierung des Gebäudes stattfinden“, teilt das Bezirksamt mit. Die Eigentümerin führe Sanierungen durch – „wenn auch sehr langsam“.
Zudem sei glaubhaft dargestellt worden, dass aufgrund der Sanierung nach dem Brand weitere Schäden wie asbesthaltige Baustoffe und morsche Balkenköpfe aufgefallen seien, die gleich mit behoben werden sollten. „Daher wurde das Sanierungskonzept angepasst und erweitert“, heißt es. In sechs Monaten will die Bau- und Wohnungsaufsicht erneut den Baufortschritt prüfen.
Mieterkreise dagegen versichern, dass in den zweieinhalb Jahren keine kontinuierlichen Sanierungsmaßnahmen stattgefunden hätten: „Es waren über Wochen und Monate keine Handwerker da, es wurden keine Maßnahmen durchgeführt.“ Die Bauaufsicht hätte „total gepennt“. Kritik an der bezirklichen Bauaufsicht kam ebenfalls von der BVV-Verordneten Gaby Gottwald und dem Bundestagsabgeordneten Pascal Meiser (beide Linke, hier lesen).
Eine schriftliche Strafandrohung der Hausverwaltung zeugt laut Bezirksamt nicht gerade von einem Vertrauensverhältnis zwischen Eigentümerin und Mieter*innen. In dem Schreiben „an alle Mieter des Grundstücks Graefestr. 13“ wurde 2021 das Betreten der sieben leeren Wohnungen wegen „erheblicher Unfallgefahr“ untersagt. Bei Zuwiderhandlungen wird mit Strafanzeige gedroht.