Kiezgespräch

Veröffentlicht am 04.10.2018 von Nele Jensch

Der Bezirksausschuss für Kultur und Bildung hat die Gründung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die sich mit der potentiellen Umbenennung des Heinrichs- oder Teilen des Mariannenplatzes nach Rio Reiser befassen soll, wie Corinna von Bodisco letzte Woche berichtete. Schon wieder ein Mann als Straßennamen-Pate? Das dachte nicht nur ich (bei aller Bewunderung für Reiser), sondern auch unser Leser Marian L. Schließlich hat der BVV-Beschluss aus dem Jahre 2005 (DS/1497/II) nach wie vor Gültigkeit, aus dem hervorgeht, dass „bei (Um) Benennungen von Straßen, Wegen, Brücken etc., ausschließlich Frauen als Namensgeberinnen zu ehren“ seien, bis das Verhältnis ausgeglichen ist. „Nachdem schon die Gabelsberger Straße als Ausnahme in Silvio-Meier-Straße umbenannt wurde und auch Teile der Kochstraße weichen mussten (Rudi-Dutschke-Straße), scheint es, als interessiere die BVV ihre eigene Beschlusslage nicht mehr“, kritisiert L.

Aber halt: Initiator Oliver Nöll (Linke) war bereits im ursprünglichen, vor einem Jahr gestellten Antrag auf diese Diskrepanz eingegangen. „In einem seinerzeit letztlich zurückgezogenen Antrag (DS/0475/IV) wurde sich explizit dafür ausgesprochen, auch Personen mit einem LSBTTIQ-Hintergrund zu ehren“, heißt es dort. Aufgrund der politischen und kulturellen Bedeutung und dem offenen Umgang mit seiner Sexualität halte man eine Würdigung Reisers in Xhain für „mehr als angezeigt“. Das sieht Nöll auch heute noch so: „Wenn man den Geist des Beschlusses von 2005 richtig auslegt, dann geht es um Gleichstellung“, so Nöll. Vor diesem Hintergrund könne man durchaus darüber nachzudenken, bewusst eine Straße oder einen Platz nach jemanden mit LSBTTIQ-Hintergrund zu benennen. „Persönlich halte ich das für angemessen“, sagte mir Nöll.

Und was denken Sie? Sollte man Straßen und Plätze im Bezirk ausschließlich nach Frauen (es dürften ja durchaus auch lesbische sein) benennen, oder sind LGBT-Männer auch okay? Oder finden Sie die ganze Gender-Debatte ohnehin überflüssig und wünschen sich einen Helmut-Kohl-Platz? Antworten bitte an Corinna von Bodisco (corinna.bodisco@extern.tagesspiegel.de), die Sie nächste Woche hier wieder begrüßt.