Kiezgespräch
Veröffentlicht am 18.04.2019 von Nele Jensch
Für Anrainer*innen wie mich ist er zwei Mal die Woche The Place to Be: Der Markt am Maybachufer in Kreuzkölln, auf dem vor allem Obst und Gemüse, aber auch Schmuck, Stoffe, Kleidung, frische Pasta, Keramik und Haushaltsgegenstände verkauft werden. Insbesondere die Lebensmittel sind extrem günstig (gegen Abend bekommt man schon mal eine Kiste Mangos für einen Euro) – nicht, weil sie zu unmenschlichen Bedingungen hergestellt werden, sondern weil auf dem Markt größtenteils Supermarkt-Rückläufer und Überschüsse vom Großmarkt verkauft werden. Insofern ist der Markt durchaus nachhaltig – viele Produkte würden ansonsten im Müll landen.
Während momentan viel über die Markthalle Neun knapp zwei Kilometer weiter diskutiert wird (gute, aber teure Lebensmittel versus angekündigte Aldi-Schließung, wir berichteten), ist der Markt am Maybachufer für Viele so eine Art Vorläufermodell für Lebensmittelrettung zu günstigen Preisen, durchsetzt mit Feinkost-Ständen, und alles ganz ohne Marketing-Trara. So sieht es auch Helmut Hamm von der Markthalle M9 Anwohner-Gruppe, mit dem ich bereits letzte Woche gesprochen habe: „So etwas wie am Maybachufer wünsche ich mir hier in der Markthalle“, erklärt Hamm. Neben Obst und Gemüse kaufe er auch seinen Käse auf dem Markt am Maybachufer, „brutal teuer, aber lecker. Und genau diese Vielfalt fehlt mir in der M9“.
Patrick Goldstein von der Morgenpost hat Markleiter Dennis Delfs einen Tag lang begleitet und weiß von trockenem Humor und schönen Geschichten der Produkte und Handelnden zu erzählen. Aber auch von dunklen Wolken: Deutschlandweit gibt es immer weniger Markthändler*innen, Nachfolger*innen für in Rente gehende Händler*innen finden sich kaum noch. Auch macht den Verkaufenden die Veränderung im Kiez zu schaffen: Während die Kundschaft früher große Mengen gekauft habe, würden die heute meist deutlich kleineren Familien und Singles im Kiez auch weniger kaufen.
Nehmen Sie sich das doch als Anlass für einen Schritt über die Bezirksgrenze und kommen Sie vorbei! Dienstag und Freitag 11-18.30 Uhr, Insider-Tipp: Mittags ist es leerer, abends dafür sogar noch billiger, vor allem, je weiter man sich vom Kottbusser Damm entfernt, und im Winter wird gerne auch schon um 18 Uhr abgebaut. Am Samstag gibt es übrigens auch einen Markt an gleicher Stelle, zwar ohne Lebensmittel und nur auf der Kanal-Seite, aber dafür eignet der sich wunderbar zum Geschenke-Shoppen und Durchfuttern.