Kiezgespräch
Veröffentlicht am 09.05.2019 von Corinna von Bodisco
Waren Sie schon mal in der East Side Mall? Falls ja, kamen Sie sicherlich von der Tamara-Danz-Straße. Falls nein, mögen Sie entweder keine Malls oder haben vor dem Bauzaun an der Warschauer Brücke Bauklötze gestaunt. Seit der Eröffnung Ende letzten Jahres kommt da keiner zur Mall durch, stattdessen muss die Besucherin den weiten Weg drum herum laufen. Von der Tamara-Danz-Straße führen zwei Eingänge in die Mall sowie eine Treppe auf die Podestplattform neben der Warschauer Brücke.
Großer Nachteil für die Läden. Dass viele Leute von der Warschauer nicht durchkommen und den Umweg meist nicht nehmen, ist für die Ladenbetreiberinnen ärgerlich. „Unser Ebene hier heißt Warschauer Brücke, da sollte richtig was los sein“, erzählt mir die Geschäftsführerin Gabriele Vogt vom TechniSat Concept Store. Im Laden werden unter anderem E-Bikes (können Sie am 11.05. mal Probe fahren), Möbel mit Weindruck und Gin verkauft – eine kreative Mischung, die man in der Mall mit viel Einzelhandel und Ketten nicht vermuten würde. Nun ist aber das Gegenteil von „was los“ der Fall. Das läge an der versperrten Fußgängerbrücke, vermutet Vogt.
Wann wird der Zugang geöffnet? Die letzte Info, die Vogt vom Center-Management bekam, war „Ende April“, doch nun ist es schon Mai. Eine Sprecherin von der Senatsverkehrsverwaltung (SenUVK) informierte auf Nachfrage, die Öffnung würde noch an mehreren Voraussetzungen hängen. Nummer eins: Es fehlten Planungsunterlagen vonseiten des Investors, die bei einer Öffnung die Verkehrssicherheit gewährleiste. Das Podest diene nämlich auch als „Anprallsicherheit“ für Fahrzeuge. Würde der Zaun zur Plattform geöffnet, brauche es eine andere Art Sicherheit. Der Senat habe dies dem Investor früh und mehrmals kommuniziert, doch der habe die Unterlagen bisher noch nicht eingereicht.
Nummer zwei sei auf gutem Wege. Es müsse ein „Gestattungsvertrag“ zwischen dem Land Berlin und dem Investor abgeschlossen werden. Dieses Papier sei dazu da, dem Land Berlin Zugangsrecht zur Warschauer Brücke zu gewähren – falls diese mal instand gesetzt werden muss. Die Verhandlungen dazu seien fast abgeschlossen und dann wäre schon mal eine Voraussetzung für die Herstellung des Plattformanschlusses abgehakt. Trotzdem heißt es noch: „Einen Termin für die Öffnung des Zugangs zur Plattform“ könne derzeit noch nicht genannt werden. Also erst mal weiterhin keine Mall-Gäste, die von der Warschauer Brücke kommen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe. Moment, beim Center ist doch auch noch dieser ominöse und dauerzugeparkte Radstreifen. Vor zwei Wochen riet mir Andreas Möser von der Verkehrsregelung der Direktion 5: „Schauen Sie sich das vor Ort an, der Radweg führt ist eine Sackgassenstraße“. Den braucht also keiner? Erst mal prüfen und die Treppe runter in die Tamara-Danz-Straße.
So sieht es aus (Zeichnung via Twitter): Neben der Mall markiert ein Schild das „Ende (vom) Radweg“, dahinter parken Autos in Parkbuchten. Etwa fünf Buchten weiter startet der Radweg wieder, was mit einem entsprechenden Schild markiert ist. Trotzdem parken dahinter etwa 15 Autos auf dem Radweg. Als ich einen Autofahrer frage, warum er hier parkt, meint er: „Ich weiß, dass es nicht erlaubt ist, aber hier ist keiner“. Er meint: keine Fahrradfahrerinnen. Ich nicke, neben mir steht mein Fahrrad. Der Baustellenblogger Stefan Metze twittert später: „Der Radweg würde eine höhere Bedeutung und Nutzung erfahren wenn er wie einst geplant mit der Straße bis zum Ostkreuz weiterführen würde“. Heute heißt es dagegen: Ende Gelände.
Was die Pressestelle der Polizei sagt: Bestimmte Bereiche des Radweges seien vorübergehend außer Kraft gesetzt, gekennzeichnet durch gelbe Markierungen. Die habe ich in Kreuzform mit Ach und Krach gefunden, so verblasst sind sie schon (Foto via Twitter). Und: Nicht der gesamte Bereich hinter dem Radwegschild ist mit gelben Kreuzen aufgehoben. Ich habe am Ende der Sackgasse lediglich drei Kreuze entdeckt. Demnach parken nur etwa sechs Autos auf einem „temporär aufgehobenen Radweg“, alle anderen parken falsch.
Was die SenUVK sagt: Der Radweg sei wegen einer Baustelle vor dem Einkaufszentrum temporär aufgehoben. Auf der Fläche entstehe ein Zalando-Turm, wie mir Florian Schmidt (Grüne) sagte. Die Regelung würde nach Ende der Hochbaustelle hinfällig. Es bleibt jedoch unklar, wieso der Radweg wegen der Baustelle aufgehoben werden muss, zumal sie auf der gegenüberliegenden Seite und weit entfernt ist.