Corinna von Bodiscos Tipp für Sie
Veröffentlicht am 18.06.2020
Radios auf die Fensterbretter, der Kiez singt zurück! Am Samstagabend sind Nachbarinnen und Nachbarn in der Reichenbergerstraße aufgefordert, ihre Radios auf die Fensterbretter zu stellen: Ab 20.30 Uhr werden Auszüge aus der Protest-Oper „Lauratibor“ gesendet, danach singt der Kiezchor live. Es geht um eine fiktive Geschichte und das Verschwinden von Kiezinitiativen. Etwa 50 Menschen haben sich dem Chorprojekt angeschlossen und online geprobt. Tina Müller, Nutzerin des Areals Ratibor 14 in der Ratiborstraße ist Mitinitiatorin.
Was passiert am Samstagabend im Reichenbergerkiez? Eine Kombination aus Radioshow und Live-Singen. Auf Reboot FM 88,4 werden Lieder aus unserer Oper gesendet. Dafür haben wir alle Chöre und Solisten einzeln aufgenommen und zusammengeschnitten. Es sind keine Studioaufnahmen, sondern lebendige Aufnahmen aus dem Kiez. Im Anschluss singen wir live mit großem Abstand. Das ist möglich, wenn wir uns wie in einem Amphitheater aufstellen. Leute der Initiativen LausitzBleibt, Ratiobor14 und vielen anderen bedrohten Projekten begegnen sich in der Mitte der Reichenberger Straße. Dort rühren drei Druiden, das sind Figuren der Oper, das Elixir des Widerstands an.
Worum geht es in der Oper? Es geht um einen alten Mythos, ein verlorenes Elixir. Die Protagonisten Laura und Tibor haben sich in den neoliberalen Ansprüchen unserer Zeit verloren. Sie machen sich auf die Suche nach diesem Trank und finden Gefährten der unterschiedlichen Initiativen in der Reichenberger Straße: von der Kampfsportschule Layla bis zum Kneipenkollektiv „Meuterei“. Das tragische Moment ist, dass viele Initiativen sterben. Es geht auch um Bezirksgeschichte. Zwei der drei Druiden sind ehemalige Hausbesetzer, die mit uns ihr Wissen teilen.
Warum Protest-Oper statt Demo? Es ist eine Demo, unsere Beiträge sind hochpolitisch – nur eben nicht gesprochen, sondern gesungen. Gleichzeitig ist es eine Straßenoper, ein krachendes, lautes Statement, eine Oper für alle von allen. Oper ist eine dramatische Kunstform, genauso wie Verdrängung ein großes Drama ist. Deshalb halten wir eine Demo in Form von Oper für ein starkes Ausdrucksmittel unserer Forderungen.
Wer singt mit? Alle, die wollen und viele Menschen zwischen der Lausitzer und der Ratiborstraße. Wir proben immer noch online, da weiß man nicht so genau, wie viele Leute hinter den Bildschirmen stehen. Es gibt einen Kern von etwa 50 sehr treuen Sängern. Außerdem ist viel professionelles Potenzial dabei. Mit den Künstlern aus den Initiativen konnten wir bereits ein ganzes Ensemble von Opernsängern und Schauspielern aufstellen.
Was ist das Ziel der Aktion? Es geht uns um den Erhalt der wichtigen Initiativen im Kiez und Unterstützung vonseiten der Politik. Für günstige Kneipen oder Häuser wie die Lause10-11. Dort haben viele Handwerker, Künstler und wichtige politische Initiativen ihre Arbeitsplätze. Für den naturbelassenen, von einem Wagenplatz und selbstverwaltetem Kleingewerbe genutzten Freiraum Ratibor14, wo das Land eine Modulare Unterkunft für Geflüchtete plant. Natürlich können Geflüchtete dort beherbergt werden. Wir wollen aber mitgestalten und mit dem Senat einen Weg finden, wie die Bebauung Teil des Kiezes werden kann. Außerdem geht es darum, uns über das Singen zusammenzuschließen.
Foto: Philipp Striegler, zu sehen ist die Sängerin Marieke Wikesjo
- 20. Juni, 20.30 Uhr: Radioshow im Reichenbergerkiez. Alle können mitmachen, Radios rausstellen oder mitbringen. Zu beachten: Es müssen unbedingt UKW-Radios sein, die Übertragung bei Internet-Radios ist verzögert.
- 21.30h: Live-Auszüge aus der Protestoper „Lauratibor“ mit Solisten, Kiezchor und Orchester, Reichenberger/ Forsterstraße.
- Beim Opern-Projekt mitmachen: der Online Kiezchor probt immer dienstags, 20 Uhr, Infos: lauratibor.de