Nachbarschaft

Veröffentlicht am 07.06.2018 von Nele Jensch

Cornelius Sutter leitet den Jugendtreff Drehpunkt vom Nachbarschaftshaus Urbanstraße und engagiert sich in der Nachbarschaftsinitiative für die „Temporäre Spielstraße im Graefekiez“.

„Im Graefekiez ist vor allem die Begegnung zwischen der gentrifizierten und der ursprünglichen Nachbarschaft interessant“, sagt Sutter. Gerade in der Graefestraße könnten so Begegnungen zwischen Kindern und Jugendlichen stattfinden, die sonst in völlig unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten leben. Der Jugendtreff Drehpunkt wird vor allem von Kindern und Jugendlichen der umliegenden Düttmann-Siedlung genutzt, die mehrheitlich aus Neubauten des sozialen Wohnungsbaus der 1960er Jahre besteht. Nur wenige Meter weiter liegen die Gründerzeit-Altbauten, die den übrigen Graefekiez dominieren und hauptsächlich von einer wohlhabenderen Mittelschicht bewohnt werden.

„Unser Ziel ist es, alle Kinder und Jugendlichen im Kiez zu erreichen“, sagt Sutter. Aktuell wird der Jugendtreff umgebaut, derweil finden die Aktivitäten in Containern in der Graefestraße statt. Besonders wichtig ist der Bolzplatz, der einen wesentlichen Teil des Geländes des Jugendtreffs ausmacht: Über die Begeisterung für den Fußball erreicht der Jugendtreff viele Jugendliche, die ihre Zeit sonst wohl auf der Straße verbringen würden.

Parallel bietet der Jugendtreff auch Graffitiprojekte an und arbeitet zum Beispiel mit einem Instrumentenbauer in der Nachbarschaft zusammen. In den neuen Räumlichkeiten, die 2020 bezogen werden sollen, soll unter anderem auch eine Kletterwand entstehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendclubs hat der „Drehpunkt“ Glück: Die Fläche und die Räumlichkeiten gehören der Stadt Berlin, finanziert wird er hauptsächlich aus Mitteln des Bezirksamtes. Viele der 400 Jugendclubs in Berlin sind chronisch unterfinanziert, leiden unter Personalmangel und die steigenden Mieten sorgen zusätzlich für Druck – einigen Clubs droht sogar die Schließung.

Interview: Madlen Haarbach (über die katastrophale Situation von Jugendclubs hat sie gemeinsam mit Judith Langowski unlängst im Tagesspiegel berichtet).

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-n.jensch@tagesspiegel.de