Nachbarschaft
Veröffentlicht am 04.10.2018 von Nele Jensch
Kathleen Herold (rechts) und ihre Mitstreiterinnen vom Friedrichshainer Verein „Oh Yeah“ organisieren Events, bei der die Kiezkultur gefeiert und mit denen die Berliner Vielfalt unterstützt wird. Am 5.10. sind bei „Oh Yeah – It’s a Shorty“ im Kino Zukunft am Ostkreuz Kurzfilme von und mit Berliner Filmemacher*innen zu sehen.
Filmfestivals gibt es viele in Berlin – was ist das Besondere an „Oh Yeah – It’s a shorty“? Bei anderen Festivals muss man sich meist für einen Film am Abend entscheiden. Bei uns ist das anders: Wie der Name schon sagt, feiern wir mit unserer Veranstaltung einzig das Genre Kurzfilm. In sechs bis acht Filmen stürzen wir das Publikum in einer Nacht in ein Wechselbad der Gefühle und einmal quer durch die Filmkunst – von Comedy bis Drama, von Animationsfilm bis Dokumentation, von Berlin bis Australien. Zudem möchten wir Filmemacher*innen die Chance geben, sich und ihre Werke vor Ort vorzustellen. Und da wir uns der Förderung der Kiezkultur verschrieben haben, kuscheln wir uns für den Abend in gemütlicher Kiezatmosphäre ins „Kino Zukunft“.
Mit den Einnahmen eurer Events fördert ihr soziale Projekte in Berlin. Wer ist das dieses Mal und wie kam die Auswahl zustande? Mit den Einnahmen der Kurzfilmnacht unterstützen wir das Projekt „Kinoblindgänger“. Die Organisation produziert Audiodeskriptionen und erweiterte Untertitel für internationale Arthouse-Filme und macht Kinovergnügen somit barrierefrei für Menschen mit Sehbehinderung oder Hörbeeinträchtigungen. Mit Spendengeldern konnten sie bspw. schon den Berlinale Eröffnungsfilm 2017 „Django“ zugänglich machen. Wir finden das eine enorm wichtige Arbeit und sind beeindruckt von den Menschen dahinter. Wie jedes Projekt haben wir auch die Kinoblindgänger besucht und stellen sie online vor.
Welche Events abgesehen von Kurzfilmfestivals organisiert ihr noch? Gestartet sind wir mit Tagebuchlesungen – alle zwei Monate bieten wir dabei mit Einträgen von früher einen Abend voll Flashbacks in Jugendsünden und erste Schwärmereien. Wir beteiligen uns auch an anderen Kulturformaten, so waren wir beim Kunstfest 8-Tage-Marzahn, beim Malzwiese Festival oder einem Kiezweihnachtsmarkt dabei. Mit jedem Event unterstützen wir ein soziales Projekt aus Berlin. Unser Ziel ist es aber auch, Stück für Stück weitere eigene Formate für mehr Kiezkultur zu entwickeln und mit Partnern zusammenzuarbeiten.
Ihr setzt Euch explizit für die Kiezkultur ein. Machen Euch die Entwicklungen der letzten Jahre – massiver Zuzug, steigende Mieten und Co. – Sorgen? Auf jeden Fall. Berlin macht für uns die bunte Vielfalt an Menschen und Kultur aus, zu oft muss sie neuen Bauprojekten weichen. Tolle Kulturprojekte und soziale Einrichtungen, aber auch kleine lokale Geschäfte müssen geschlossen werden, weil die Mieten unbezahlbar oder Verträge nicht verlängert werden. Damit ändert sich auch das Zusammenleben im Kiez. Mit unseren Events wollen wir auch dem ein wenig entgegenwirken.
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-n.jensch@tagesspiegel.de