Nachbarschaft

Veröffentlicht am 10.01.2019 von Nele Jensch

Pascal Feuchter ist Inhaber der Urban Spree Gallery auf dem RAW-Gelände, die unbekannte Künstler*innen fördert und gleichzeitig selbst für Kunst-Laien ein wunderbarer Ort zum Verweilen ist. Am 11.1. startet dort eine große Ausstellung des New Yorker Street-Artists Lenny McGurr aka Futura.

Ihr veranstaltet Konzerte, Festivals, Workshops und Ausstellungen. Außerdem fördert ihr Künstler*innen – kannst du das Konzept kurz erklären? Wir lieben es, Kultur und Unterhaltung zu vermischen und eine lebendige, künstler*innenfreundliche Atmosphäre zu schaffen, in der jede*r Besucher*in etwas findet, was sie oder er mag – von Büchern und bildender Kunst bis zu Konzerten. Dabei können unsere Gäste einen Drink im Biergarten genießen. Berlin bietet – oder vielmehr bot – die Möglichkeit, im Herzen der Stadt einen solchen Ort zu erschaffen, ohne darauf achten zu müssen, aus jedem Euro und Quadratmeter den maximalen Gewinn zu erzielen, wie es Unternehmen in anderen, teureren Städten müssen. Deshalb sind wir dazu in der Lage, uns selbst zu finanzieren und unabhängig zu sein. Wir können Projekte machen, die nicht kommerziell, aber künstlerisch Sinn ergeben, und jungen, unbekannten Künstler*innen helfen, sichtbar zu werden. Bei uns stehen immer die Künstler*innen im Zentrum, wir lassen uns nicht vom Kunstmarkt leiten. Und wir setzen einen starken lokalen Akzent: 2019 wird die Hälfte unserer Ausstellungen von und mit Berliner Künstler*innen sein.

Du kommst aus Frankreich. Wie hat es dich nach Friedrichshain verschlagen und was schätzt du besonders am Kiez? Ich war auf der Suche nach einem Ort mit genügend Platz, um meine Vision umzusetzen; in Paris war das mit meinem begrenzten Budget nicht möglich. Das RAW ist ein fantastischer Ort voller lokaler Initiativen und Leben. Obwohl Friedrichshain inzwischen ein teurer Kiez geworden ist, bewahrt es sich seinen Charme.

Am 11.1. startet in der Urban Spree Gallery die Ausstellung „The 5 Elements“ des Street Artists Lenny McGurr aka Futura. Warum sollte man die jeden Fall gesehen haben? Futura ist einer der legendären New Yorker Graffiti-Pioniere, der in den 1970er Jahren mit 15 anfing, Züge zu besprayen. Er hat gemeinsam mit Keith Haring und Jean-Michel Basquiat ausgestellt, entwickelte den Stil des abstrakten Graffitis, hat mit Musiker*innen und Musiklabels wie The Clash und Mo Wax/UNKLE zusammengearbeitet und ist auch in der Modeszene aktiv. Unsere Ausstellung in Berlin ist seine bisher größte Einzelausstellung, in der 60 neue Arbeiten gezeigt werden. Das ist ein Meilenstein, weil uns die Ausstellung zurückführt in eine der aufregendsten Kunstbewegungen des späten 20. Jahrhundert und gleichzeitig wegweisend für die Zukunft der urbanen Kunst ist.

Immer mehr Kultureinrichtungen müssen in Xhain wegen der Gentrifizierung schließen. Du warst früher selbst Banker und Geschäftsführer der Private Equity-Sparte von Sal. Oppenheim. Was hältst du von der Spekulation mit Immobilien? Die Aktivitäten in der Finanzbranche, an denen ich beteiligt war, konzentrierten sich darauf, in Unternehmen zu investieren, damit sie sich entwickeln konnten. Ich habe nie mit Immobilien spekuliert und bedaure die negativen Auswirkungen der Gentrifizierung auf das Leben der Menschen sehr.

Mehr zur Ausstellung „The 5 Elements“ von Futura lesen Sie weiter unten in unserem Tipp.

Foto: Urban Spree

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-n.jensch@tagesspiegel.de