Nachbarschaft

Veröffentlicht am 01.04.2021 von Nele Jensch

Deutschland erklären in 26 Ausgaben: Charlotte Miggel, Mitglied der Chefredaktion und Textchefin des „A-Z Magazins“ (auf dem Foto mit Jakob Weber, einem der beiden Herausgeber), erzählt, wie das unorthodoxe Magazin funktioniert.

Das A-Z Magazin ist eine „Magazin-Enzyklopädie“ – was kann man sich darunter vorstellen? A–Z soll in insgesamt 26 Ausgaben erscheinen: Jedes einzelne Heft widmet sich einem Buchstaben des Alphabets und behandelt ausschließlich Themen, die sich von dem jeweiligen ableiten lassen. Das stellt uns natürlich auch jedes Mal vor die Herausforderung, aus der Fülle an möglichen Themen die vielfältigste Auswahl zu treffen. Die Themen, die uns besonders wichtig sind, legen wir im Vorfeld fest. Ansonsten lassen wir die Autor*innen selbst entscheiden, worüber sie schreiben möchten. So ist in Ausgabe A eine ziemlich abwechslungsreiche Mischung aus politisch-gesellschaftlich relevanten Themen und auch absurd-abseitigen Aspekten entstanden. Die alphabetische Sortierung der Beiträge zieht sich auch durch die einzelnen Hefte. A–Z ist übrigens die erste und bisher einzige Enzyklopädie in Magazinformat.

Und ist nach Ausgabe „Z“ Schluss, da das Alphabet bekanntlich nur 26 Buchstaben hat? Das ist zumindest vorerst der Plan. Da wir als kleines, vierköpfiges Redaktionsteam aktuell nur im Jahreszyklus erscheinen können, wird A–Z uns – und unsere Leser*innen – aber auch noch eine ganze Weile begleiten! Außerdem haben wir mit Erscheinen der ersten Ausgabe auch einen eigenen Verlag gegründet. Es ist also gut vorstellbar, dass im A–Z Verlag künftig auch andere Publikationen veröffentlicht werden. Und es ist natürlich nicht auszuschließen, dass wir nach Ausgabe Z nochmal ganz von vorne anfangen… Vielleicht aber dann mit einem neuen übergeordneten Themenfeld.

Generell beleuchtet das Magazin Themen rund um Deutschland. Was ist euch dabei besonders wichtig? Zentral ist für uns die Diversität der Beiträge und der Fotograf*innen, Autor*innen und Illustrator*innen, die am Projekt mitwirken. Wir arbeiten daher nicht in erster Linie mit (Berufs-)Journalist*innen zusammen, sondern vor allem mit Menschen, die von ihren persönlichen Erfahrungen oder Meinungen zu einem bestimmten deutschlandrelevanten Thema berichten. Es geht uns darum, neue Stimmen, Perspektiven und Positionen erfahrbar zu machen, um die Vielfältigkeit einer – bzw. dieser! – Gesellschaft aufzuzeigen. Dabei geht es nicht um die Abhandlung altbekannter Kartoffel-Klischees. Vielmehr soll den Leser*innen eine neue Sichtweise auf Deutschland ermöglicht werden: Was ist das überhaupt, eine Nation? Und welche Themen sind für die Menschen, die heute hier leben, in diesem Land, von besonderer Bedeutung?

Ausgabe „A“ ist im Herbst 2020 erschienen. Erzählt ihr uns ein bisschen von den Themen, die darin vorkommen? Um direkt alphabetisch korrekt zu bleiben: In unserer ersten Ausgabe gibt es unter anderem einen Artikel von Vanessa Vu zum Thema „Abschiebung“. Sie berichtet darin von ihrer Kindheit, die von der ständigen Angst vor der Abschiebung geprägt war. Aya Elkhodary beschreibt in ihrem Text „Allah“, was es für sie bedeutet, als eine gläubige Muslimin in Deutschland zu leben. Und Alissa Rubinstein hat für uns kurze, häufig alltägliche Erfahrungsberichte zum Thema „Antisemitismus“ aufgeschrieben. Wir haben ein Interview zum Thema „German Angst“ geführt, eine Reise nach „Altenau“ im Harz unternommen und die willkürlich ausgewählten Samstagseinkäufe von „Aldi“-Kund*innen fotografiert. Auch hinsichtlich der Beitrags-Formate wollen wir eine möglichst große Vielfalt abbilden, also unterschiedliche Textformen, Fotostrecken und illustratorische Arbeiten. So hat zum Beispiel der Schriftgestalter Erik Spiekermann einen Liebesbrief an das „a“ verfasst. Und: verschiedene Künstler*innen haben den „Adler“ für uns neuinterpretiert.

Eure Texte erscheinen bis auf einige Ausnahmen, die auch online gehen, nur in der Print-Ausgabe. Ist das in Zeiten von Digitalisierung und Social Media nicht ein ziemliches Wagnis? Wir haben uns bewusst dazu entschieden, zunächst hauptsächlich im Printformat zu erscheinen, da wir finden, dass das gedruckte Magazin ein intensiveres Lese-Erlebnis ermöglicht. Außerdem sind im Heft ja auch einige künstlerische Beiträge enthalten, die in Print viel besser zur Geltung kommen. Wir sind aber auch online präsent – einzelne Artikel aus dem Heft gibt es auf unserer Website zu lesen. Wir können uns aber durchaus vorstellen, künftig auch mehr reinen Online-Content zu veröffentlichen – dafür muss unser Team aber noch etwas wachsen!

Meistens finden eure Redaktionstreffen – in Nicht-Coronazeiten – in Kreuzberg statt. Wie kommt`s? Und habt ihr einen Lieblingsort im Kiez? Ein Teil unserer Redaktion wohnt in Kreuzberg, weshalb unsere Treffen – gerade zu Beginn der Konzeption von Ausgabe A – oft hier stattgefunden haben. Auch die initiale Idee, ein Magazin in Enzyklopädie-Form zu gründen, ist in Kreuzberg entstanden, und zwar im „Mädchen ohne Abitur“. Schon allein deshalb, aber auch wegen einer langjährigen Verbundenheit zum Restaurant, ist dieser Ort definitiv einer unserer liebsten Anlaufpunkte in Kreuzberg.

„A–Z Das Deutschlandmagazin“ erscheint einmal jährlich im Selbstverlag. Ausgabe A ist im Online-Shop erhältlich. Aktuell entsteht Ausgabe B – der Erscheinungstermin ist für Herbst 2021 geplant, hoffentlich pünktlich zur B wie Bundestagswahl. Einen Newsletter gibt es auch: a-z-magazin.de Kontakt: info@a-z-magazin.de. Instagram: @abiszmag

 

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