Nachbarschaft
Veröffentlicht am 09.09.2021 von Nele Jensch
In den Wochen bis zur Wahl stellen wir Ihnen in dieser Rubrik die Spitzenkandidat*innen der Xhainer Parteien für die Bezirkswahl vor. Allen Interviewpartner*innen werden dabei dieselben Fragen gestellt. In der viertel Folge der Reihe beantwortet der Spitzenkandidat der „Partei“, Riza Cörtlen, unsere Fragen.
Steckbrief:
Alter: 59
Beruf: Händler für gebrauchte Tonstudiotechnik
Privat: Freundin und Stiefsohn
Wie sind Sie zur Politik gekommen? „Anfang 1981 zog ich als 18-Jähriger aus meiner Heimatstadt Frankfurt/M. nach Berlin. Die Hausbesetzerszene übte seinerzeit eine große Anziehungskraft auf junge, engagierte Menschen aus, die in Massen nach Berlin strömten. Schon damals war Wohnraum Spekulationsobjekt. Es gab einen enormen Wohnungsleerstand in der Stadt, so dass die Hausbesetzer großes Wohlwollen in der Bevölkerung genossen. Die exzessive Polizeigewalt gegen uns, insbesondere der Mord an Klaus Rattay am 22.9.81, politisierte mich und ist die Quelle meiner Ablehnung der CDU.“
Warum engagieren Sie sich in einer Partei/warum wollen Sie in die BVV? „Gewalt als Mittel der Politik lehne ich seit knapp 25 Jahren ab. Ich habe aber ein gewisses Verständnis dafür, wenn das junge Menschen in ihrem Übermut anders sehen, gerade im Bezug auf Neonazis. Mit der Partei habe ich in der BVV die Möglichkeit, den herkömmlichen Politikern zu zeigen, dass unsere Wählerinnen und ich sie nicht sonderlich mögen, ohne dass gleich Blut fließen muss.“
Warum in Friedrichshain-Kreuzberg? „Seit 1984 ist Kreuzberg (damals noch ohne Friedrichshain) mein Kiez. Hier kenne ich die Leute und die Leute kennen mich. Wobei Kreuzberg eher eine Lebenseinstellung und nicht nur ein Stadtteil ist.“
Wohnen Sie zur Miete oder besitzen Sie Wohnraum? „Ich wohne zur Miete und finde es unanständig, seinen Lebensunterhalt mit dem menschlichen Grundbedürfnis nach einem Dach über den Kopf zu ‚verdienen‘. Oder mit der Angst vor Obdachlosigkeit.“
Welches Projekt wollen Sie in der nächsten Legislatur im Bezirk umsetzen? „Politiker der ‚Partei‘ werden nicht in erster Linie gewählt, um „Projekte“ umzusetzen. Ich denke, ein wenig die FDP zu ärgern ist immer eine gute Sache. Zumal die beiden Kreuzberger FDP-Hipster in der BVV weit rechts von der eher dummen AFD im politischen Raum agieren. Der Bezirk ist in den letzten 15 Jahren von den Grünen in eine Attraktion für Sauftouristen heruntergewirtschaftet worden. Diese Entwicklung gilt es umzukehren und dabei ist die Abschaffung des ‚Myfest‘ nicht zu vergessen.“
Was finden Sie in Berlin/ in Friedrichshain-Kreuzberg überflüssig? „Unsere politischen Mitbewerber, Teile des Ordnungsamts, sowie jede zweite gastronomische Einrichtung inklusive Spätis.“- Bild: Die Partei
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: nele.jensch@extern.tagesspiegel.de