Nachbarschaft

Veröffentlicht am 17.03.2022 von Nele Jensch

Seit vergangener Woche bietet das Unternehmen Cargoroo in Kooperation mit dem Bezirksamt E-Lastenräder zum Leihen im Graefekiez an. Hier erzählt Alexander Czeh von Cargoroo von glücklichen Hunden und Kindern, wie der Start lief und warum es sich lohnt, ein Lastenrad statt eines Mietwagens zu buchen.

Ihr habt am Mittwoch vergangener Woche drei Lastenrad-Leihstationen im Graefekiez eröffnet – wie liefen die ersten Tage? Alle von unseren zehn Rädern um den Lausitzer Platz, die Reichenberger Straße und im Graefekiez waren gebucht und wir haben schon einige lachende Gesichter von Kindern sowie glückliche Hunde gesehen, die die Perspektive aus dem Lastenrad genossen haben.

E-Roller, Leihräder der Deutschen Bahn oder Car Sharing-Autos können überall abgestellt werden. Warum ist es bei Lastenrädern wichtig, dass das Angebot stationsgebunden ist, es also feste Abstellplätze gibt? Das hat für uns drei Gründe: Wir bieten ein System an, welches stadtverträglich und Teil der Kieze ist. Durch die Pflicht zur Rückkehr zu den Stationen vermeiden wir, dass Räder ungünstig abgestellt werden. Gleichzeitig werden die Räder so Teil des Kiezes, weil die Einwohner*innen wissen, dass sie ein Rad in ihrer Umgebung finden können – entsprechend werden die Räder meist gut behandelt. Darüber hinaus sparen wir uns die Kosten für die Redistribution der Räder und können das Rad mit 7 Cent die Minute deutlich günstiger als z.B. einen Tretroller oder ein Auto anbieten.

Anstatt eines Lastenrads könnten sich Bürger*innen, die etwas Sperriges transportieren müssen, auch einen Mietwagen leihen – warum kann das Lastenrad-Konzept trotzdem Erfolg haben? Wir verbrauchen wenig Platz, die Parkplatzsuche entfällt, wir sind ökologisch und es macht einfach Spaß, mit dem Rad unterwegs zu sein.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt das Lastenrad-Projekt – wie kam die Zusammenarbeit zustande? Wir haben dem Bezirk von unseren Erfahrungen mit stationsbasiertem Lastenrad-Sharing in den Niederlanden berichtet, wo wir seit fünf Jahren Räder anbieten und unser Rad sowie unsere App mit jedem Jahr weiterentwickelt haben. Der Bezirk war von Beginn an sehr offen und kooperativ, wofür wir sehr dankbar sind.

Genau, Cargoroo stammt aus den Niederlanden. Welche Erfahrungen hat man im Radfahrer-Land mit Lastenrad-Leihstationen gemacht? Und was kann Berlin davon lernen? Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unser Beitrag zur Verkehrswende besonders hoch ist, wenn wir die Räder in einem großen und dichten Netz anbieten können, wie z.B. in Utrecht oder Amsterdam, wo wir jeweils über 100 Räder auf der Straße haben. 72 Prozent der Fahrten, die unsere Nutzer*innen (mehrheitlich übrigens Frauen) machen, ersetzen Autofahrten.

Wie weit komme ich mit dem Rad und wieviel kann ich darauf laden? Wir haben zwei Akkus in unseren Rädern, sodass man bis zu 100 Kilometer mit elektrischer Unterstützung fahren kann. Das Rad hat drei Plätze für Kinder oder eine erwachsene Person mit Gurten sowie zusätzlich einen Platz mit Maxi-Cosi-Adapter, sodass auch der Transport von Kleinkindern möglich ist. Mit Eigengewicht der fahrenden Person kann das Rad 224 Kilogramm transportieren, wodurch es auch oft von Gewerbetreibenden genutzt wird.

Kann man das Rad auch einfach mal testen? Ja, alle, die sich mit unserer App bis zum 1. April registrieren, erhalten automatisch 4,20 Euro Startguthaben, sodass sie das Rad eine Stunde ohne Kosten ausprobieren können.

  • Foto von Alexander Czeh: Cargoroo
  • Bezirk plant dichtes Leih-Netz von Lastenrädern: Kollege Christian Latz war bei der Eröffnung der neuen Leihstationen im Graefekiez dabei. tagesspiegel.de
  • Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: nele.jensch@extern.tagesspiegel.de