Nachbarschaft
Veröffentlicht am 19.05.2022 von Corinna von Bodisco

„Wir seh’n uns später“ sang die Kreuzberger Band Cremant Ding Dong im März 2020. Gwendolin Tägert, Endai Hüdl und Franky Fuzz sitzen für das YouTube-Video in einer Kreuzberger WG-Küche, ab und an wird eine Katze eingeblendet. „Cremant Ding Dong verabschieden sich in den Lockdown“, ist unter dem Video zu lesen. So richtig verabschiedet haben sie sich allerdings nicht, denn der Song wurde zu einem kleinen Hit (über 5.500 Views). Ein Kennenlern-Gespräch:
In den Songs „Wie seh’n uns später“, „Impfangebot“ oder „Testergebnis“, die thematisch an die Pandemie andocken, sitzt ihr in einer Küche. Ist das wirklich eure WG und wie seid ihr darauf gekommen dort Musik zu machen? G: Das ist die Küche von Endai und mir. Wir wohnen zusammen. An einem Nachmittag vor etwa zwei Jahren trafen wir uns auf dem Flohmarkt und als wir alle ollen Platten- und Klamottenstände abgeklappert hatten, sagte Endai: Wir gehen jetzt zu uns und machen Musik. Zu Hause hat er dann diverse Instrumente, Geräte und Kabel in die Küche gebracht und so ging es los mit Cremant Ding Dong. Nach jahrelangem Musizieren mit diversen Bands in dunklen Proberäumen ist es sehr komfortabel dort Musik zu machen, wo wir sowieso am liebsten sitzen: In der Küche. Ohne Schlagzeug und laut verstärkte Gitarren geht das gut. Und unsere Nachbar*innen mögen unsere Musik.
Was ist das für eine Katze in den Videos, ist sie immer dabei? G: Die Katze heißt Eva. Sie hat nur noch einen Zahn und ist schwerhörig. Sie ist sehr sozial und will immer dabei sein, wenn wir Musik machen. Ich glaube, sie sieht sich als festes Bandmitglied. Wenn Franky zu Besuch kommt, ist sie sofort da und fordert immer ihren gleichen Stuhl in der Küche ein. Meist ist sie aufmerksam und guckt genau zu, was wir machen aber manchmal, wenn es ihr zu lange dauert, schläft sie auf ihrem Stuhl ein.
Welche Instrumente benutzt ihr und wie würdet ihr eure Musikrichtung beschreiben? E: Gwendolin spielt das Pocket-Piano, ein kleines Keyboard mit Holzknöpfen aus Brooklyn, New York. Man muss es vor dem Spielen auf die richtige Tonhöhe stimmen, was manchmal nicht ganz einfach ist. Ich spiele bei den Aufnahmen die Einsnulleins. Das ist ein alter Synthesizer aus Japan. Gleichzeitig programmiere ich eine superkleine Drummachine aus Schweden, die aussieht wie ein Taschenrechner. Und Franky spielt die Gitarre über ein billiges Effekt-Pedal aus China. Unsere Musik nennen wir „Lo-Fi KüchenPop“.
Wie findet ihr Stoff für eure Songtexte, was inspiriert euch? F: Wir schreiben meist Texte und Lieder über Themen, die gerade aktuell sind und über die wir uns eh unterhalten. Inspiration bekommen wir von überall: Von Freunden, aus der Politik oder auch aus Comicstrips.
Habt ihr schon vor der Pandemie Musik gemacht? G: Ja, wir sind schon seit einiger Zeit Musiker*innen. Zum Beispiel in Bands wieMondo Fumatore, Half Girl, Fuzzy Casino, Jens Friebe Band. Franky Fuzz ist auch als Solokünstler auf der Bühne. Franky und ich haben auch noch ein aktuelles Duo namens GRATEFUL CAT.
Was macht ihr noch so außer Musik? F: In der Küche sitzen und Weißweinschorle trinken.
Klingt entspannt… G: Klar, Entspannung ist auch wichtig. Was wir sonst noch so machen, kann man sehr gut in unseren Songs nachhören.
Wie kam es zu dem Namen Cremant Ding Dong? G: Ein sehr komischer und schwer zu beschreibender Moment hat uns zu dem Namen inspiriert. Es ging um die Vorfreude und das Singen eines kleinen Lobliedes auf eine zu einer Geburtstagsparty mitgebrachten Flasche Cremant, die genau beim Ding Dong der Türklingel auf dem Asphalt des Bürgersteigs zerschellte.
Euer neuster Song heißt „Ich hab Angst vor der Geisterbahn“. Welchen Rummel habt ihr dafür besucht? G: Wir waren auf den 55. Neuköllner Maientagen in der Hasenheide. Franky wollte da unbedingt ein Video drehen, weil er Rummel liebt. Endai und ich hatten eher Angst davor.
Wie wird es bei euch weitergehen, gebt ihr auch Konzerte? F: Im Moment sind zwei Konzerte geplant. Am 1. Juni im about blank bei der 25. Jahresfeier der Zeitung „Jungle World“ und am 19. Juni im Frieda Süd in der Friedrichstraße. Kommt vorbei! – Foto: Cremant Ding Dong
- Cremant Ding Dong hören: Den YouTube-Channel der Band findet ihr hier und online auch auf https://cremantdingdong.bandcamp.com/
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