Nachbarschaft

Veröffentlicht am 03.11.2022 von Nele Jensch

Der Nachbarschafts-Verein „Miteinander ohne Grenzen e.V.“ (kurz Mog61) will den sozialen Zusammenhalt in Kreuzberg 61 stärken. Für sein Engagement wurde Mog61 bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2017 mit der Bezirksmedaille Friedrichshain-Kreuzberg. Marie Hoepfner (rechts), Vorsitzende von Mog61, erzählt, wie man den Verein jetzt ganz unbürokratisch unterstützen kann.

Was genau ist der Verein „Mog61 Miteinander ohne Grenzen“ und wofür setzt er sich ein? Wir sind ein soziokultureller Verein, der vor mehr als zehn Jahren aus einer Kiezbewohner-Initiative heraus entstanden ist. Wir setzten uns für Toleranz und Vielfalt ein, für den Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichem nationalem, kulturellem oder sozialem Hintergrund – ganz unabhängig von Herkunft, Religion, Alter, sexueller Orientierung oder einer eventuellen Behinderung.

In welchen Bereichen sind Sie aktiv? In vielen: Wir unterstützen obdachlose und bedürftige Menschen, veranstalten jedes Jahr – wenn nicht gerade Corona ist – ein nichtkommerzielles Straßenfest und kümmern uns um Urban Gardening. Seit vielen Jahren ist der Verein rund um den 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, aktiv mit Veranstaltungen im Zeichen der Inklusion. Im Moment sammeln wir Fahrräder für Geflüchtete aus der Ukraine.

Mog61 gibt es seit 2011, bekannt wurde er vor allem durch eine Aktion 2013, bei der Jugendliche Stromkästen in Kreuzberg kunstvoll bemalten. Was war damals der Hintergrund – und planen Sie Ähnliches noch einmal? Ja! Damals haben Schüler:innen aus der Leibniz-Schule, der Reinhardswaldschule, aus dem Schülerladen Känguruh und dem Robert-Blum-Gymnasium fast 100 Kästen von Post, Telekom und Vattenfall bunt angemalt. Das war eines unser schönsten Projekte. Die Bemalung der Kästen sollte das Stadtbild allgemein verschönern und verhindern, dass die Kästen beschmiert oder durch wilde Plakatbeklebung verunstaltet werden. Vor  allem wollten wir zeigen, wie viel Spaß gemeinsames Engagement macht und dass man durch eigene Initiative in der Welt durchaus etwas bewirken kann. Seit September geht die Aktion zusammen mit Kunstlehrer Eckart Müller und seinem Kunst-Leistungskurs am Leibniz-Gymnasium weiter. Die ersten Skizzen wurden uns schon gezeigt.

Bei der Gründung hieß der Verein noch „Mittenwalder ohne Grenzen“, 2016 kam dann die Umbenennung in „Miteinander ohne Grenzen“. Was war der Grund dafür? Wir kommen ja aus der Mittenwalder Straße, und auch das Straßenfest findet hier statt. Aber nach einer Weile kam uns das doch zu lokal und zu kleinräumig vor. Es geht uns ja nicht nur um diese eine Straße, wir setzen uns für Inklusion und Teilnahme ein weit darüber hinaus. Manchmal gab es auch Verwechslungen mit Mittenwalde in Brandenburg oder Mittenwald in Bayern. „Miteinander ohne Grenzen“ bringt unser Ziel jetzt besser auf den Punkt und dafür mussten wir auch die Abkürzung „mog61“ gar nicht ändern

Der Verein wird von Ehrenamtlichen getragen – wer macht alles bei Ihnen mit? Alle eigentlich (lacht). Es existiert eine kleine Gruppe, Vorstand, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation, die sind praktisch immer dabei. Aber getragen wird der Verein von einem ganzen Netz von Mitgliedern oder auch Nicht-Mitgliedern sowie Kooperationspartner:innen, die ihre Ideen bei uns einbringen und mithelfen. Würstchen grillen bei der Fête de la Musique, Fahrräder reparieren für Ukrainer:innen, Blumen gießen, wenn es im Sommer trocken ist. Da gibt es wirklich keine Grenzen: Wir kochen zusammen mit Geflüchteten aus Syrien, wir engagieren uns  in der Hertha-Fangruppe mit Menschen mit Lerneinschränkung und begleiteten blinde Menschen bei  Freizeiten oder verteilen Spenden und Essen an bedürftige und obdachlose Menschen. https://www.youtube.com/watch?v=iAz1y4d9Nfw

Ab nächster Woche kann man Mog61 e.V. bei einer Spendenaktion der WBS-Gruppe unterstützen, indem man für ihn online abstimmt – die Vereine mit den meisten Stimmen bekommen die höchsten Beträge. Können Sie uns noch ein wenig über die Aktion erzählen? Die WBS-Gruppe ist einer der führenden Anbieter für Aus- und Weiterbildung. Im Rahmen der Aktion „HerzensProjekte“ hat die Gruppe dieses Jahr 100 gemeinnützige Vereine ausgewählt, die alle Spenden zwischen 1.500 und 10.000 Euro erhalten sollen. Wir wurden glücklicherweise auch nominiert und jetzt ist es wichtig, dass mog61 bei dem Voting vom 7. bis 16. November möglichst viele Stimmen bekommt. Da wir keine institutionelle Förderung erhalten, könnten wir das Geld für unsere vielen Projekte wirklich gut brauchen. Also bitte, bitte, bitte stimmt für uns ab!

  • Abstimmung für den WBS-Preis: Jede:r kann unter wbs-gruppe.de einmal online abstimmen. Dafür ist zwar die Angabe einer Email-Adresse nötig, diese wird später aber wieder gelöscht.
  • Einen kleinen Einblick in die Vereinsarbeit erhalten Sie auf Youtube.
  • Foto: Martina Seefeld (links) und Marie Hoepfner (rechts) verteilen heiße Suppe an obdachlose Menschen. Credit: mog61 e.V
  • Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: nele.jensch@extern.tagesspiegel.de