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von Robert Klages

Veröffentlicht am 15.01.2018

die nächsten Wahlen werden maßgeblich durch das Thema „Wohnen“ bestimmt. Ich leg mich da fest. Klar, ist noch lange hin, aber wir sprechen uns dann. Die letzten Bundestagswahlen wurden durch die Asylpolitik bestimmt. Beim nächsten Mal wird es die Wohnungspolitik sein. Ich hatte ja im letzten Newsletter schon was dazu geschrieben.

74 Prozent der Deutschen haben Angst, die Wohnung zu verlieren, heißt es in einer neuen Studie der Caritas. Gut, es wurden nur 1000 Leute befragt und diese verdienen nicht mehr als 2000 Euro im Monat – aber genau darum geht es. Mieten steigen, Löhne nicht unbedingt.

Es ist ein kafkaeskes Gefühl, niemals sicher sein zu können, die Wohnung in den nächsten Jahren noch halten zu können – obwohl man überhaupt nichts verbrochen hat, gar seine Miete immer pünktlich überweist. Mit den Vermieter*innen wird oftmals nur durch Geldüberweisungen kommuniziert, nur wenige Mieter*innen kennen ihre Vermieter*innen persönlich. Nahezu zu jeder Zeit könnte Eigenbedarf angemeldet werden. Oder das Haus weiterverkauft werden, an noch größere Investor*innen. Diese erhöhen dann die Miete.

Am Donnerstag beschäftige sich auch „Die Zeit“ mit dem Thema. In Berlin wurden 2016 13.659 Wohnungen gebaut, steht dort. Es kamen 60.000 Neuberliner*innen dazu. Die Mieten in Berlin sind seit 2004 um 80 Prozent gestiegen, die Kaufpreise um 129 Prozent. Bauland in Deutschland sei sehr teuer, für Investor*innen sei es leichter, Wohnungen zu kaufen.

Wisst ihr, was ein „Share Deal“ ist? Aus dem Artikel der „Zeit“: Die Wohnungen werden nicht direkt gekauft, sondern zunächst in eine Gesellschaft eingebracht, eine GmbH zum Beispiel. Dann erwerben die Käufer*innen die Mehrheit der Anteile an der Gesellschaft, in der Regel 94,9 Prozent. Denn solange weniger als 95 Prozent der Anteile erworben werden, muss keine Grunderwerbssteuer gezahlt werden. Diese beträgt sechs Prozent und das Geld könnte zum Beispiel zum Bau von Sozialwohnungen verwendet werden. Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) schätzt, dass Berlin 100 Millionen Euro pro Jahr durch Share Deals durch die Lappen gehen. Eine Analyse seines Büros hat ergeben, dass mittlerweile zwei Drittel aller Immobilien in Berlin an ausländische Investor*innen verkauft werden.

Berlin gibt sich Mühe, zu bauen: „Nach 269 Mio Euro im Jahr 2016 sind im Jahr 2017 332 Mio Euro für öffentliche Bauten verausgabt worden; ein deutlicher Anstieg um mehr als 20 Prozent“, sagt Katrin Lompscher (Die Linke), Senatorin für Wohnen. In Lichtenberg soll nachverdichtet werden. Die Howoge will Wohnungen im Ilsekiez bauen – und tut so, als habe sie die dortigen Anwohner*innen auf ihrer Seite. Eine Nachfrage ergab: das Gegenteil ist der Fall. Mehr dazu im Newsletter unter „Namen & Neues“ nach der „Nachbarschaft“.

Robert Klages ist freier Mitarbeiter beim Tagesspiegel. Schreibt ihm bei Anregungen, Kritik, Wünschen, Tipps bitte eine E-Mail an leute-r.klages@tagesspiegel.de. Ansonsten ist er auch auf Facebook und Twitter und Instagram. Einblick in seine literarischen Bemühungen findet ihr auf Robert-Klages.de