Intro

von Robert Klages

Veröffentlicht am 09.04.2018

„und drumherum … Plattenbauten“, sagt die elfjährige Kim, nachdem sie mir den „Interkulturellen Garten“ gezeigt hat. Dieser liegt direkt gegenüber der Brodowin-Grundschule in Alt-Hohenschönhausen. Letzte Woche Dienstag wurde hier das Newroz, das kurdische Neujahrsfest, gefeiert. Newroz fiel dieses Jahr auf den 21. März, doch im „Interkulturellen Garten“ hatte man es verschoben. Wegen Regen. Berlin halt. Nun gab es Musik, Stockbrot, Pizza, Kinderspiele etc. Mehr über den Garten erfahrt ihr hier. Alle Beete sind auch schon vergeben. Bei den Gemeinschaftsgärten kann jedoch noch mitgebuddelt und -gepflanzt werden.

Neu ist das Projekt „NEO“ – Naturerfahrungsorte. Gärtnern für Kinder und vieles mehr. Alles ist gerade erst in der Entwicklung und findet sich zusammen. Es soll ein wöchentliches Gartencafé geben und Workshops. Ideen für Veranstaltungen sind immer willkommen und können an neo.sozdia.de geschickt werden.

Dann treffe ich Dayana Dreke, die seit November 2016 Integrationsfachkraft in Hohenschönhausen ist. Sie arbeitet für „SPIK e.V.“, die einen Jugendclub und eine Kita unterhalten sowie Hilfen zur Erziehung und Sozialarbeit an Schulen leisten. Sie war zehn Jahre in Kapstadt Entwicklungsfachkraft für „Brot für die Welt“, geboren ist sie in Lichtenberg, zur Schule gegangen in Hohenschönhausen. Vor ihrem Aufenthalt in Südafrika hat sie sich noch Sorgen gemacht, wenn sie in Lichtenberg einen Schwarzen in der Bahn gesehen hatte, dass dieser von Rechten verprügelt werden könnte. Aber dies habe sich zum Glück geändert, erzählt sie. Doch es soll noch besser werden.

„Reclaim The Game“ heißt das Projekt der Arbeitsgruppe „JFEs gegen Diskriminierung“ in Lichtenberg, wo sie aktiv beteiligt ist. Kinder und Jugendliche aller Herkunft sollen die öffentlichen Plätze zurückerobern. Zurück nach Draußen also, raus aus den Jugendclubs, so die Strategie. Aber wie? Viele würden kaum etwas von ihrem Bezirk kennen: täglich nur von Zuhause zur Schule und zurück und nachmittags in den Jugendclub schlurfen – dabei den Blick immer aufs Mobiltelefon gerichtet. Deswegen soll die App „Actionbound“ helfen. „Wir versuchen, die Jugendlichen in der Handy-Lebenswelt abzuholen“, erzählt Dreke, „und dann wieder aus dieser heraus.“

„Actionbound“ ist eine App zur Schnitzeljagd – zumindest kann sie so verwendet werden. Kiez-Rallyes sollen veranstaltet werden, durch den Stadtteil von Jugendclub zu Jugendclub. Es gibt z. B. Punkte dafür, dass Fotos von diversen Orten gemacht und hochgeladen werden. So soll der Stadtteil erkundet werden.

Soweit zur Jugend. Auch für die Zusammenkunft von Kiez-Rentner*innen und Geflüchteten gibt es neue Konzepte in Hohenschönhausen. Denn diese „neuen“ und „alten“ Nachbar*innen sollen „zufällig“ zur selben Zeit zum selben Ort geleitet werden. Denn, so erzählt mir Fabio Reinhardt vom Projekt „BENN“, deutsche Oma und minderjähriger Geflüchteter würden sich im Alltagsleben nur selten begegnen. Reinhardt meint, sie durch diesen Trick zusammenbringen zu können. Veranstaltungen für beide Zielgruppen sollten bewusst und ohne Ankündigung an einem Ort stattfinden und dann zusammengeführt werden. Mehr zu „BENN“ in der Rubrik „Namen und Neues“. Deren Büro soll vermutlich im Juni öffnen. Seit Februar ist das Team in Hohenschönhausen aktiv.

Robert Klages ist freier Mitarbeiter beim Tagesspiegel. Schreibt ihm bei Anregungen, Kritik, Wünschen, Tipps bitte eine E-Mail an leute-r.klages@tagesspiegel.de. Ansonsten ist er auch auf FacebookTwitter und Instagram zu finden.