Intro

von Robert Klages

Veröffentlicht am 31.08.2020

Schlägereien, Müll, Dreck, Lautstärke – obwohl viele die Biermeile lästig finden, will die AfD dieser ein neues Zuhause geben: die Trabrennbahn Karlshorst. Das Fest fand sonst einmal im Jahr an der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain statt. Für die AfD sei das „eine der wichtigsten Traditionsveranstaltungen in Berlin“. Andere stören sich an herumpinkelnden besoffenenen Kleingruppen und finden, die gepflegte Bier-Kultur sei schon vor Jahren abhanden gekommen.

Jährlich kamen bis zu 800.000 trinkfreudige Bierfans. In diesem Jahr hatten die Veranstalter beschlossen, das Fest nicht mehr zu machen: es lohne sich nicht mehr. Die Platzmieten sowie Sicherheits- und Absperrmaßnahmen wurden immer teurer, die Beschwerden von Anwohnenden erhöhten sich, es kamen weniger Gäste.

Die AfD findet, man könnte damit die bezirkliche Wirtschaft stärken. Es würden schließlich mehr Tourist*innen an einem Wochenende kommen, als der Bezirk Einwohner*innen habe. Frank Teichert von der CDU-Fraktion entgegnet: „Wir müssen auch schauen, welche Art von Kultur wir in den Bezirk holen wollen.“ Er habe nichts gegen Bier, aber die Biermeile sei immer wieder durch Zerstörung aufgefallen. Das wolle er nicht auf der Trabrennbahn. Auf Nachfrage der AfD gab er preis: „Ich bin selbst über fünf Jahre dort hingegangen.“

Der Antrag der AfD wurde abgelehnt. Keine Biermeile für Lichtenberg. Antonio Leonhardt von den Linken dazu abschließend: „Die Veranstalter fallen vermutlich aus allen Wolken, wenn sie hören, dass die AfD sie nach Lichtenberg holen will. Die haben gar nicht nach einem neuen Standort gefragt.“

Robert Klages ist freier Journalist beim Tagesspiegel. Schreibt ihm bei Anregungen, Kritik, Wünschen, Tipps bitte eine E-Mail an leute-r.klages@tagesspiegel.de. Ansonsten ist er auch auf FacebookTwitter und Instagram zu finden. Satirische Kurzgeschichten von ihm könnt ihr auf robert-klages.de lesen.