Intro
von Robert Klages
Veröffentlicht am 09.03.2021
in der Azpodienstraße soll nachverdichtet werden. In dem kleinen, grünen Hinterhof könnte ein Haus für 50 Wohnungen gebaut werden. Im Detail hier nachzulesen, mein Bericht „von vor Ort“. In der Rubrik „Nachbarschaft“ gibt es zudem nochmal mehr Infos. In der ersten Reaktion heißt es immer: Klar, wir brauchen Wohnungen, man darf sich nicht beschweren, wir müssen froh sein, wenn überhaupt gebaut wird… Klar dürfte auch sein: wenn es den Hinterhof vor unseren eigenen Fenstern treffen würde, wären wir vermutlich ebenfalls traurig bis wütend. Es heißt dann, wir müssen das akzeptieren.
Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) schaut auch auf eine Wand. Sagt er. Also hey, meckert nicht, wenn bei euch eine hochgezogen wird. Ich finde es hingegen gerechtfertigt, sich auch mal zu beschweren. Wir erwarten Lösungen von der Politik und nicht, dass sie uns sagt, wir sollen ruhig sein und alles akzeptieren. Klar, wir sind nur Mieter*innen, uns gehört weder die Wohnung, noch die Aussicht, noch der Innenhof, noch die Straße – und auch nicht das Grab, in dem wir irgendwann mal liegen werden.
Aber wenn ich eine Wohnung miete, dann miete ich nicht nur zwei Zimmer-Küche-Bad, sondern die Umgebung, den Ausblick, die Nachbarschaft, die Lage – auch danach wählen wir unsere Wohnungen aus, (neben härteren Kriterien wie Mietpreis und Kaution). Wenn sich etwas davon verändert, verändert sich auch unsere Mietwohnung. Aber das einzige Recht, das wir dann haben, ist, auszuziehen. Am Mietpreis wird sich auch nichts ändern, obwohl sich die Umgebung verändert hat.
Nun hat die Howoge für die Azpodienstraße Mietminderungen ankündigt – für die Zeit der Bauarbeiten auf dem Gelände. „Uns ist bewusst, dass Bauarbeiten im Wohnumfeld zu Veränderungen im Wohngebrauch führen können“, heißt es in einem Schreiben. Na, das ist doch was, liebe Mieter*innen. Freut euch, wenn die Arbeiten lange anhalten, wird es günstiger. Beschwert euch doch nicht immer!
Robert Klages ist freier Journalist beim Tagesspiegel. Schreiben Sie ihm bei Anregungen, Kritik, Wünschen, Tipps bitte eine E-Mail an leute-r.klages@tagesspiegel.de. Ansonsten ist er auch auf Facebook, Twitter und Instagram zu finden. Satirische Kurzgeschichten von ihm können Sie auf robert-klages.de lesen.