Intro
von Masha Slawinski
Veröffentlicht am 19.04.2022
heute feiern Anhänger*innen der halluzinogenen Droge LSD den Fahrradtag. Der sogenannte „Bicycle Day“ zelebriert den ersten erfolgreichen LSD-Selbstversuch, bei dem der Chemiker Albert Hoffmann mit dem Fahrrad nach Hause raste, aber das Gefühl hatte, auf der Stelle zu fahren. Hier können Sie es nachlesen.
Wir wollen unsere Leser*innen selbstverständlich nicht dazu anhalten, Drogen zu konsumieren – trotzdem könnte es keine bessere Überleitung zu einem unserer heutigen Newsletter-Themen geben: Denn dieses von Hoffmann beschriebene Gefühl, auf der Stelle zu treten, dürfte allen vertraut sein, die sich für Lichtenberg einen Wandel hin zu einem fußgänger- und fahrradfreundlichen Bezirk wünschen, so wie er im Berliner Mobilitätsgesetz verankert ist.
Denn diesbezüglich bewegt sich im Bezirk leider nicht so viel. So hat das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) des Bezirksamts kürzlich zwei für den Weitlingkiez beantragte Parklets – das sind hölzerne Sitzmöbelkonstruktionen, die auf Parkplätzen Menschen mehr öffentlichen Raum zur Verfügung stellen sollen – abgelehnt. Im Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg scheinen solche Projekte viel eher genehmigt und umgesetzt zu werden. In Namen & Neues lesen Sie mehr dazu.
Ich bin unschlüssig, ob Parklets die richtige Lösung für einen fußgängerfreundlicheren Bezirk sind. Die Bemerkung eines FDP-Abgeordneten zu einem meiner Parklet-Tweets, dass die Holzkonstruktionen schnell gammeln würden und dann kostenpflichtig entfernt werden müssten, kann ich nachvollziehen. Bei seinem Argument, dass mit so einer Investition Geld rausgeschmissen würde, gehe ich aber nicht mit.
Lichtenberg braucht definitiv mehr Sitzgelegenheiten. Das ist mir während der Corona-Beschränkungen im Winter 2020/21 aufgefallen, als man sich während der Mittagspause notgedrungen draußen mit seinem Kaffee hinstellen musste, weil die wenigen existierenden Bänke besetzt waren. Dazu kam noch, dass die Sitzvorrichtungen vor dem Café in der Ecke, in der ich wohnte, vom Bezirksamt verboten wurden.
Parklets sind aus meiner Sicht nicht die ideale und finale Lösung. Aber ich verstehe nicht, warum es belächelt wird, dass Menschen versuchen Lösungen für einen Bezirk zu entwickeln, in dem sich auch die Einwohner*innen wohl fühlen, die gerade nicht im klimatisierten Auto hocken. Das ist natürlich umso frustrierender, wenn man sieht, dass andere Bezirke da viel weiter sind.
Den Wunsch nach einer Stadt, in der man gerne für eine längere Zeit auf einer Straße verweilt, finde ich nicht ideologiegefärbt, sondern absolut naheliegend und nachvollziehbar. Dass sich in diese Richtung im Bezirk etwas bewegt, sehe ich leider nicht.
Neben all dem, erwarten Sie heute aber auch ein paar erfreuliche Nachrichten: Zu den B.L.O.-Ateliers am Nöldnerplatz (siehe Namen & Neues), über eine geplante Buslinie, die für bessere Anbindung sorgen wird, bis zu verschmutzten Parks, die mittlerweile richtig sauber sind (Kiezgespräch). Außerdem gibt es in den Kulturmeldungen eine Verlosung.
Ihnen einen fröhlichen Fahrradtag!
+++ Dieser Beitrag stammt aus dem Lichtenberg-Newsletter. Jeden Montag neu und kostenlos per Mail erhalten, Anmeldung hier: leute.tagesspiegel.de
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