Kiezkamera

Veröffentlicht am 19.03.2018 von Robert Klages

Das ist Stefan Tybossek. Stefan hat ein Fahrrad und er wird es auch benutzen. Fahrrad? Ja, ein Chopper, ein Cruiser-Bike, wie auch immer. Selbst zusammengestellt und -gebaut, ein Unikat. Rahmen aus Stahl. Als Rücklicht fungiert ein Baustrahler, 125 Lux – damit man ihn „auch ja nicht übersieht“. Das Licht kann auch blau-rot blinken, was allerdings nicht erlaubt ist, wie aus einem Gespräch mit einem anwesenden Polizisten hervorgeht. Nicht das Blinken, nicht das Rot, sondern das Blau macht die Straftat, sagt er. Die Farbe sei im Straßenverkehr nicht zuzuordnen bzw. gehöre zu Einsatzwagen. Zudem vielleicht die Helligkeit: könnte blenden.

Stefan war auch auf der Rad-Demo durch Lichtenberg am Donnerstag. An der Siegfriedstraße wird ein geschützter Radweg gefordert. Etwa 30 Räder nahmen teil und endeten mit dem Korso vor der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in der Max-Taut-Aula. An einem Teilabschnitt der Siegfriedstraße ist es für Fahrradfahrer*innen sehr gefährlich: Sie haben dort einfach keine Spur und müssen direkt an parkenden Autos (Achtung: Tür) und dem Straßenverkehr hindurch – und eine Tram muss da auch noch lang. Der Bezirk ist schon drauf und dran, hier die Parkspur zu einem gesicherten Radweg umzubauen. Auch der zuständige Stadtrat Wilfried Nünthel (CDU) sagte, das Recht der Fahrradfahrer*innen auf einen sicheren Radweg überwiege gegenüber dem Recht auf einen privaten Autoparkplatz der Anwohner*innen.

Die Veranstalter der Demo sind zufrieden: „Die rege Teilnahme zeigt, dass die Lichtenberger*innen sichere Radwege in der Siegfriedstraße wollen. Wir habe ein klares Signal an Bezirk und Senat gesendet, dass diese die vorhandenen Planungen für sichere Radwege endlich umsetzen.“ Als einzige Vertreter der Politik waren die Grünen vollzählig (fünf Personen) dabei, sie radelten auch mit und haben ein Video gemacht, wie das aussehen soll mit dem „geschützten Radweg“ – also es geht um die roten Poller, die Autos und Fahrräder trennen sollen. „Wir teilen die Auffassung, dass ein gesicherter Radweg in der Siegfriedstraße die Situation für alle Verkehrsteilnehmer*innen verbessert“, meint Robert Pohle von den Grünen. Gesicherte Fahrradwege seien „echte Lebensretter“. Bürger*innenmeister Michael Grunst (Die Linke) kam auch mit dem Fahrrad zur BVV (Beweisfoto), allerdings nicht mit dem Rad-Korso der Demonstrant*innen. Er fahre übrigens oft Rad, sagt er.

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