Kiezkamera

Veröffentlicht am 18.11.2019 von Robert Klages

Letzte Woche auf dem Gelände der B.L.O.-Ateliers. Die Deutsche Bahn, der das Grundstück gehört, brachte mehrere Brutkästen für Fledermäuse und Mauersegler an. Der Freundeskreis B.L.O.-Ateliers e.V. begrüßt die Entscheidung der Bahn, die B.L.O.-Ateliers zum Thema Naturschutz nun aktiv zu unterstützen, sagten sie mir auf Nachfrage. Sie seien von der Bahn gefragt worden, ob sie die Brutkästen haben wollen.

Die Pressestelle der Bahn schreibt mir auf Nachfrage am Montag: „Die Brutkästen stellen Ausweichquartiere für Gebäude dar, die im Zuge einer bauzeitlichen Ringumfahrung abgerissen werden müssen.“ Huch, kurzer Schreck. Warten auf die Antwort einer weiteren Nachfrage. Diese ergibt: Nein nein, es werden keine Gebäude auf dem BLO-Gelände abgerissen. Es handelt sich um Gebäude, die bereits abgerissen wurden, schreibt die Bahn. In der Wartenbergstraße 20, etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt. Der Abriss ist nun schon länger her, nebenan hält sich ja, wie oft berichtet, eine Gemeinschaft wacker im Kampf um das Haus mit der Nummer 22.

Die Bahn will ja viele Flächen in Berlin an die Stadt verkaufen – so auch in Lichtenberg. Die Künstler*innen vom BLO würden das Gelände gerne selber kaufen, die Frage ist, ob das möglich ist. Hierzu sagte mir die Bahn am Montag auf Nachfrage, schriftlich: „Das Objekt steht vorerst nicht zum Verkauf.“ Auch hier: Huch! Nicht? Dabei gibt es doch schon Gespräche diesbezüglich. Nochmal nachgefragt bei der Bahn-Pressestelle. Diese bleibt dabei: „Es bleibt dabei, dass die genannte Fläche vorerst nicht zum Verkauf steht.“ Vorerst. Immer: „vorerst“. Dabei hatte Bürger*innenmeister Michael Grunst (Linke) in einem Pressegespräch vor Ort bereits verkündet, dass die Bahn das Grundstück dem Senat zum Kauf angeboten hat. Schreibt übrigens auch abendblatt-berlin.de 

Hier ein Historie über das Grundstück, die mir der BLO-Freundeskreis zur Verfügung stellt.

  • 2004 – 2014: Mietvertrag zwischen DB und dem Trägerverein mit Option auf eine Verlängerung.
  • 2014: Verhandlungen mit der DB und dem Trägerverein über die Verlängerung des Mietvertrages. Ein „runder Tisch“ im Bezirksamt Lichtenberg berät über die langfristige Sicherung des Projektes. Gespräche der DB Immobilien mit dem Trägerverein über einen evtl. Kauf des Geländes – dabei werden angrenzende Flächen von weiteren 8.000 qm ins Gespräch gebracht. Die Verlängerung des Mietvertrages bis 2024 wird vereinbart.
  • 2015: Ein Kaufantrag wird durch den Trägerverein gestellt.
  • 2016: Die DB Netz AG prüft den Verkauf an den Trägerverein.
  • 2017: das Architekturbüro Hummel erhält von dem Trägerverein den Auftrag, ein Instandhaltungs- u. Nutzungskonzept zu erstellen. Die DB Netz AG prüft weiter den Kaufantrag.
  • 2018: Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) schreibt einen Brief an den Konzernbevollmächtigten der DB AG für Berlin und bittet um Klärung der aktuellen Situation und setzt sich für einen Verkauf an die Nutzer*innen ein. Die Antwort lautet, daß weiter geprüft werde, ob die DB AG das Gelände veräußern kann.
  • 2019: Die DB AG bietet dem Land Berlin alle nicht benötigten Flächen im „Paket“ zum Verkauf an. Die insgesamt 20.000 Qm des ehm. Bw B.L.O. sind Teil dieses Angebotes. Die Senatsverwaltung für Wohnen ist an den Verhandlungen beteiligt. Sie vermittelt dem Lichtenberger Amt für Stadtentwicklung einen direkten Kontakt zu dem Ansprechpartner der DB Immobilien, um über diese Fläche im Sinne der jetzigen Nutzung gesondert zu verhandeln. Ein „runder Tisch“ im Rathaus Lichtenberg wird einberufen. Teilnehmer sind Vertreter*innen der B.L.O.-Ateliers und deren Architekt/Planer, der Bezirksbürgermeister, die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, der Amtsleiter Stadtentwicklungsamt Lichtenberg, die Leitern Serviceeinheit Facility Management Lichtenberg und der Büroleiter des Berliner Kultursenators.

Die Teilnehmer*innen sind sich einig, dass eine direkte Verhandlung mit den B.L.O.-Ateliers die beste Lösung für alle Beteiligten wäre. Vorausgesetzt eines schlüssigen Nutzungs- u. Finanzierungsplans und der Gründung einer vertragsfähigen Rechtsform (z.B. gGmbH). Mögliche Bürgschaften des Landes Berlin für die notwendigen Bankkredite sollen geprüft werden. Bevor es zu einer Kontaktaufnahme durch das Bezirksamt Lichtenberg kommt, beendet die DB Immobilien die Gespräche mit der Senatsverwaltung für Wohnen. Die DB Immobilien verhandelt nun ausschließlich mit SenFin. Weiter Gesprächspartner werden nicht akzeptiert. Die Vertreter*innen der B.L.O.-Ateliers bekunden ihren Wunsch auf direkte Gespräche mit der DB und der SenFin. Das gemeinwohlorientierte Projekt sollte unabhängig von parteipolitischen Interessen langfristig gesichert und weiterentwickelt werden können.

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