Namen & Neues
Wohungsbaugesellschaften: Zwischen Heilsbringer und Miettreiber
Veröffentlicht am 19.02.2018 von Robert Klages
Wohnungen müssen gebaut werden, das wird von allen Seiten gefordert. Doch wenn gebaut wird, kommt auch Kritik. Denn man kann nicht einfach Häuser irgendwohin stellen, sondern muss auch auf die Infrastruktur achten. Die Howoge will weitere 67 Wohneinheiten an der Hauptstraße 41 – 49 in Rummelsburg bauen. Das wurde auf einem Treffen der Wohnungsbaugesellschaft mit Anwohner*innen verkündet. Die Wohnungen sollen in der Nähe vom Aldi-Wohnhaus entstehen, das ja auch erst noch gebaut werden muss.
Die Wohnungsbaugesellschaften haben „Leitlinien“ zur Partizipation herausgegeben. „Mitgestaltung wird ermöglicht, wenn gemeinsame Lösungen erarbeitet werden“, heißt es darin beispielsweise, hier nachzulesen. Die Lösung, ein Projekt nicht zu verwirklichen, ist damit nicht gemeint. Dass die Howoge Bürger*innen an den Konzepten beteiligen will, ist gut. Doch diese gehen oft mit der Erwartung zu den Veranstaltungen und in die Diskussionen, dass es möglich sei, dass die Howoge von einem Bauvorhaben absieht. Doch das wird nicht passieren. Wie am Beispiel des Ilsekiez zu sehen ist, hier nachzulesen. Es geht lediglich darum, die Projekte umzusetzen und auf Beschwerden von Anwohner*innen reagieren zu können.
Das Ziel der Howoge steht: Bis 2026 soll das Wohnungsportfolio durch Zukauf und Neubau insgesamt auf rund 75.000 Wohnungen erweitert werden. Mit einem eigenen Wohnungsbestand von rund 60.000 Wohnungen gehört das Unternehmen bereits zu den zehn größten Vermietern deutschlandweit. „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, die Stadt weiterzubauen“, sagt Howoge-Geschäftsführerin Stefanie Frensch. Vor diesem Hintergrund wird seit Oktober 2017 die Professur „Urbane Resilienz und Digitalisierung“ von Jochen Rabe am Einstein Center Digital Future in Mitte mit jährlich insgesamt 70.000 Euro gefördert. Als Forschungsfeld stellt die Howoge das Quartier Wartenberg in Hohenschönhausen zur Verfügung.
Zwischen 6,50 und 10 Euro pro Quadratmeter kalt sollen die neuen Howoge-Wohnungen in Rummelsburg angeblich kosten. Das wäre, für die dortige Lage, derzeit nicht sonderlich hoch. Es bliebe abzuwarten, ob die verkündeten Mieten von unter 10 Euro auch eingehalten würden, so Claudia Engelmann von den Linken. Camilla Schuler, vor Kurzem von den Grünen zu den Linken gewechselt, hält die Howoge für „Miettreiber dieser Stadt“. Denn an den von der Howoge festgesetzten Mieten würde sich der Mietspiegel orientieren. Und diesen würde die staatliche Wohnungsbaugesellschaft in die Höhe treiben, wenn die Mieten in deren Neubauwohnungen höher seien als die Mieten in den älteren Gebäuden drumherum. Die dortigen Eigentümer*innen können nun ohne Weiteres die Mieten erhöhen, sprich, diese „dem Mietspiegel anpassen“.