Namen & Neues
Eltern beschweren sich über geplanten Schulbau in Rummelsburg
Veröffentlicht am 02.07.2018 von Robert Klages
„Wir brauchen eine Schule in Rummelsburg!“, schallt es aus allen Ecken der Lichtenberger Politik. Es scheint derzeit einer der wichtigsten Punkte zu sein. Doch einige der dort lebenden Eltern fragen: Brauchen wir die Schule denn überhaupt? Und: Kommt die Schule nicht einfach Jahre zu spät? Ein ehemaliges Gefängnis und ein Bolzplatz in Rummelsburg sind zu Spielplätzen der Politik geworden. Der Kampf um Raum und seine Nutzung hat begonnen. Nichts wird so bleiben wie es ist, das steht fest. Hier Fotos der Objekte.
Wasserpark statt Schule: Eigentlich, vor einigen Jahren, sollte die Grundschule mal dort entstehen, wo bald ein „Wasserpark“ entstehen soll. Der Bau eines Tourist*innenmagneten wurde dem Bau einer Schule bevorzugt. Und dort, am Rummelsburger Ufer, würde eine Grundschule auch eigentlich dringend benötigt: Familien ziehen vermehrt in dieses Gebiet, neue Wohnhäuser werden hochgezogen. Doch der Wasserpark ist beschlossene Sache. Eine Zeitlang wurde also gesucht, wo die Schule für Rummelsburg denn hinpasse. Die Wahl fiel zunächst auf das ehemalige Gefängnis Rummelsburg in der Hauptstraße 8 – weit weg vom Rummelsburger Ufer. Teile des Gefängnissen wurden bereits 2007 an einen privaten Investor verkauft und zu Luxuswohnungen umgewandelt. Ein Teil in der Hauptstraße 8 ist noch erhalten (kann nicht besichtigt werden).
Doch auch dort konnte nicht gebaut werden: Denkmalschutz. Oder genauer: Zu teuer. Dann wurde es panisch: Wo und wann kommt denn die Grundschule? Es drohten schon Köpfe zu rollen, Bürger*innenmeister Michael Grunst wurde infrage gestellt … bis jemandem auffiel, dass neben dem ehemaligen Gefängnis ein Bolzplatz ist. Bauen wir doch dort die Schule – soweit der neueste Stand; ein Ort für die Schule wurde gefunden, Durchatmen im Bezirksamt.
Anwohner*innen sind damit nicht unbedingt zufrieden. Es handelt sich um einen Fußball- und einen Basketballplatz, eine Graffitimauer und etwas Grünfläche. Ein schöner Platz, wirklich. „Hier findet gelebte Integration statt“, erzählen mir Anwohner*innen. Eben hier würden sich die Kinder der Wohlstandssiedlung und der Einrichtung für Geflüchtete treffen und miteinander spielen. Eltern würden den Platz ebenfalls nutzen.
„Die dort geplante Schule würde dies natürlich zerstören“, sagt eine Mutter. „Wo sollen wir uns denn dann treffen?“ Das Bezirksamt hat angekündigt, für Ersatz zu sorgen. Wo genau ist noch offen. Auf der anderen Straßenseite, neben Aldi, wäre noch Platz. Zudem denkt man darüber nach, einen Jugendclub in das ehemalige Gefängnis (Hauptstraße 8) zu bauen. Das wäre nicht so teuer wie der Bau einer Schule an diesem Ort. Denn wer eine Schule bauen will, muss strikte Vorgaben einhalten, und das ist teuer.
Kommt die Schule nicht ohnehin zu spät?, fragen sich die Eltern derzeit. Vor Ort sind viele Eigentumswohnungen, mit großer Neuansiedlung von Familien sei nicht zu rechen. Und die Kinder der derzeitigen Anwohner*innen gehen bereits auf andere Schulen. Vor einigen Jahren hätten sich hier alle über eine Schule gefreut.
Dass Schulen jedoch dringend benötigt werden, ist klar. An den Berliner Grundschulen sollen aktuell 1129 Plätze fehlen, berichet die „Morgenpost“. Die Eltern vor dem Lichtenberger Rathaus, die dort letzte Woche eine Mahnwache abgehalten haben (Fotos und ein Video), werden den Mangel an Grundschulplätzen gerne bestätigen. Der Protest unter dem Moto „Hilfe, wir platzen“ wurde vom Elternausschuss organisiert. Nächsten Jahr würden bis zu 500 Lehrer*innen fehlen, gleichzeitig würden immer mehr Kinder aufgenommen werden. Die Eltern haben 95 Thesen 5 Forderungen an das Rathaus genagelt. Mal sehen, was daraus wird.
Elternauschuss-Anführerin Claudia Engelmann (Linke) zeigte sich zufrieden. Rund 200 Menschen hätten an dem Protest teilgenommen. Auch den Protest an anderer Stelle, nämlich den der Eltern in der Hauptstraße, die ihren Sportplatz behalten wollen, findet Engelmann „verständlich“. Aber es gebe eben keinen anderer Ort mehr als Alternative. Die Schule müsse dort, in der Hauptstraße 9, gebaut werden. Der Schulsportplatz könne ja vielleicht nachmittags für die Anwohnenden geöffnet werden. Engelmann findet, man müsse das Grundstück in der Hauptstr. 8 (das ehemalige Gefängnis) als „Gemeinbedarfsfläche sichern“. Und wenn der Schulneubau an der Hausnummer 9 ins Schellbauprogramm komme, „dann haben wir eine gute Chance, dass dort in vier Jahren eine Schule steht.“
Schulen in der Schnellbauweise: Der Neubau in der Hauptstraße hat es in die „Zweite Phase“ geschafft, ergab meine Nachfrage am Montag. In der „Ersten Phase“ sollen Schulen in der Konrad-Wolf-Str. und in der Sewanstr. entstehen. In der Zweiten Phase zudem in der Schleizer Str.
Wo Schulen entstehen sollen: Bis 2021 sollen folgende Schulen „ans Netz gehen“: Harnackstr. 25. Herzbergstr. 79. Wartiner Str. 6. Paul-Junius-Str. 69. Paul-Junius-Str. 25/27. Wartiner Str. 1-3. Römerweg 120. Rathausstr. 8. Eine Liste des Bezirksamts erreichte mich heute kurz vor Redaktionsschluss.