Namen & Neues
Stasi-Gebäude werden abgerissen - Hotel, Wohnungen und Kita entstehen
Veröffentlicht am 19.11.2018 von Robert Klages
nein, nicht die ehemaligen Stasi-Gebäude an der Frankfurter Allee, welche als Standort für den Google-Campus ins Gespräch gebracht wurden. Dazu kommen wir gleich noch. Sondern die im tiefsten Hohenschönhausen neben der Gedenkstätte – welche nun noch mehr von Kunst umzingelt wird. Dort ist auch die „Villa Heike“, ein Fragment des ehemaligen “Sperrgebietes“, die auf DDR-Straßenkarten nur als weißer Fleck existierte. Die dreistöckige Preußische Villa gehörte ursprünglich dem Ingenieur Richard Heike. 1903 gründete dieser eine Fabrik für Fleischereimaschinen und baute ab 1911 ein großes Industriegelände, bestehend aus einer Maschinenfabrik, einem Wohn- und Verwaltungsgebäude – der Villa Heike – und einem Fabriklager.
Bis Ende des Zweiten Weltkriegs war er wichtigster Arbeitgeber in Hohenschönhausen – und ließ auch zahlreiche sowjetische Zwangsarbeiter*innen für sich arbeiten. Das Gebiet, zusammen mit Heikes Fabrik, der Villa und anderen Gebäuden, überlebte den Angriff der Alliierten auf Berlin und blieb intakt, bis die Sowjets einmarschierten. Sie waren es auch, die Heike vor seiner Fabrik erschossen. Die Sowjets übergaben das Gebiet im Jahr 1951 an die Stasi, welche das von der sowjetischen Geheimpolizei errichtete Gefängnis und weitere Einrichtungen übernahm. Die Villa wurde dann als zentrale Lager- und Forschungseinrichtung der Stasi genutzt, welche dort ihr geheimes NS-Archiv lagerte. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden die Akten dem Bundesarchiv übergeben. Die Villa Heike wurde daraufhin aufgegeben.
Im Jahr 2016 übernahm der Künstler Michael Schäfer mit vier Künstlerkolleg*innen die Villa Heike, um Künstlerateliers einzurichten. Laut Bezirksamt wurden „eine werkstattähnliche Ateliernutzung für Malerei, Grafik, Fotografie und Objektkunst sowie Büroräume“ genehmigt. Laut Auskunft der Unteren Denkmalschutzbehörde ist die Sanierung fast abgeschlossen.
Abgerissen werden soll der Bereich gegenüber der Villa Heike, der unter der Adresse Freienwalder Straße 12 geführt wird. Die Gebäude stehen leer, hier einige Fotos. Ich bin da mal über den Zaun geklettert – dort steht auch die einsamste Telefonzelle Berlins. Bald muss sie also weg, die Telefonzelle. Der Eigentümer möchte hier ein Hotel oder „Boardinghaus“ errichten, dem Bauantrag wurde bereits stattgegeben. Das Hotel soll direkt an der Straße gebaut werden, daran angrenzend sind Wohnungen sowie eine Kita vorgesehen. Im Bebauungsplanverfahren kommt das „Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung“ zur Anwendung – das heißt, 30 Prozent der Wohnungen müssen mietpreisgebunden sein. Wann mit der Umsetzung der Planung zu rechnen ist, kann das Bezirksamt nicht sagen.