Namen & Neues

Hier ein Redebeitrag des "Kunstblock"

Veröffentlicht am 14.01.2019 von Robert Klages

Der Kunstblock ist ein Zusammenschluss von Kunst- und Kulturschaffenden, die sich „im Kampf gegen Verdrängung, Ausverkauf der Stadt und Gentrifizierung engagieren.“ Twitter.

„In einer zunehmend teurer werdenden Stadt begeben sich Künstler*innen immer wieder in prekäre Arbeits- und Raumsituationen. Gleichzeitig beobachten wir, wie Kunst und Kultur ausgenutzt werden, um durch Zwischenmieten oder temporäre kulturelle Projekte, Immobilienaufwertung zu rechtfertigen. Währenddessen zielgerichtete Atelierförderung Ihre Verwaltung schon seit zwei Jahren beendet hat, wird der Notstand immer größer: auch für Ausstellungsräumlichkeiten.

Da der Raum für Kunst immer knapper wird, sind unsere Kolleg*innen bereit, Zwischenmietverträge zu unterschreiben, in denen sich Immobilienfirmen z.B. das Recht nehmen, die künstlerischen Arbeiten, die dort gezeigt werden, auf ihrem Instagram-Account zu posten: eine Strategie, die von der Immobilienwirtschaft gezielt eingesetzt wird, um sich bei leichtgläubigen Politiker*innen beliebt zu machen, die so was wiederum als ‚Kiezkultur‘ fehlinterpretieren und willkürlich Baugenehmigungen verteilen für Bauprojekte, die Mietpreise in die Höhe schießen lassen und die Gewerbe unserer Stadt verdrängen.

Dadurch wird die vermeintliche Unabhängigkeit der Kunst instrumentalisiert, um Gewalt mit schönen Bildern zu bestücken. Denn wenn die Lebensgrundlage von sowohl unseren Kolleg*innen als auch unseren Nachbar*innen prekär wird — d.h. von denen, die weniger Geld haben; die nicht vom weißen Mittelstand abstammen, oder die; die einen unsicheren Aufenthaltstatus haben — dann ist das eine Form von Gewalt, die zu einer segretierten Stadt führt. Und diese Stadt wollen wir nicht.

Herr Dr. Klaus Lederer, Kultursenator Berlins, wir brauchen dringend eine Politik, die stabile Raum- und Produktionsbedingungen für Kunst und Kultur schafft. Während wir Kunst machen und nebenbei Geld verdienen, um die immer teurer werdenden Mieten zu bezahlen, müssen wir zusätzlich für unsere Arbeit- und Ausstellungsräume kämpfen. Und Sie? Sie übernehmen die Schirmherrschaft von Zwischenmieteprojekten wie ‚The Haus‘, wo mal temporär eine sogenannte ‚Urban Art Galerie‘ war und wo jetzt Eigentumswohnungen entstanden sind, und zwar mit Preisen aufwärts von 7.500€ pro Quadratmeter.

Herr Lederer, sind Sie nicht bei der Linken? Hören Sie uns mal zu. Wir werden nicht einfach zuschauen, wie Sie die selbstorganisierten politischen Strukturen von Kunst- und Kulturschaffenden dieser Stadt auseinanderbauen. Wir werden nicht einfach zuschauen, wenn die Raumkoordinationstellen der Freien Szene, die stabile Räume für Kunst in Berlin etablieren, abgeschafft werden.

Wir werden nicht einfach mitanschauen, wenn das Atelierraumprogramm, bisher ein Teil des Berufsverband der bildenden Künstler Berlins, von der BIM übernommen wird: ja, die gleiche BIM, die lächerlicherweise Ersatzräume für die Potse ‚gefunden‘ hat, wo keine Musik gespielt werden darf – für die Potse! – die gleiche BIM, die verweigert hat, die Stabilisierung vom Atelierhaus Australische Botschaft Ost zu unterstützen, ohne ins Gespräch mit den Künstler*innen vor Ort zu kommen.

Herr Lederer, wir sind laut, stark, und gut vernetzt. Und wir sagen: Hände weg! Kunst besteht aus mehr als ‚Urban Art‘, Sasha Waltz und Radialsystem. Passen Sie auf! Wenn Sie in dieser Art und Weise weitermachen, gibt es keine Kunst und Kultur mehr in dieser Stadt, sondern nur Gentrifizerungsprojekte.

Sieben Atelierhäusern, die konkret von dieser Immobilienwirtschaft bedroht sind:

  • Muskauer Straße 24
  • Gerichtshöfe Wedding
  • Uferhallen
  • Wiesenstraße 55
  • Kunst Etagen Pankow
  • Atelierhaus Australische Botschaft -Ost-
  • Koloniestraße. 10
  • Mörikestraße. 4-12

Wir sind für eine solidarische Stadt: eine Stadt, wo Kunst und Kultur und Freiräume nicht für eine Gentrifizierungsnormalisierung ausgequetscht werden, sondern wo es selbstverständlich ist, dass Kunst, Kultur und Freiräume allen, die hier wohnen, zugänglich sind.“

Amen.