Namen & Neues
Warum nur in Lichtenberg die Gesamtzahl rassistischer Vorfälle deutlich zurückgegangen ist
Veröffentlicht am 11.03.2019 von Robert Klages
Eine Busfahrerin in Berlin-Mitte zeigt einem weiblichen Fahrgast den Hitlergruß. Ein 20-jähriger Mann wird in Friedrichshain von drei unbekannten Männern rassistisch beleidigt. Zwei Frauen werden am U-Bahnhof Frankfurter Allee von einem unbekannten Mann rassistisch beleidigt und die Treppe hinuntergestoßen. Solche Berichte sind Alltag für die Mitarbeiter von „ReachOut“, der Opferberatung und Bildungsstelle für Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Zusammen mit dem „Berliner Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Berlin“ haben sie die neuesten Zahlen vorgestellt. Demnach ist die Zahl der Angriffe in Berlin auf 309 gestiegen.
Darunter fallen Rassismus, Antisemitismus, Taten gegen die sexuelle Orientierung, gegen Obdachlose oder politische Gegner. Im Vorjahr waren es 276. Da ein Angriff auch mehrere Opfer treffen kann, zählt ReachOut mindestens 423 Menschen, die verletzt, gejagt oder massiv bedroht wurden. Darunter 19 Kinder und 47 Jugendliche. 2017 waren es noch mindestens 374 Menschen. Die antisemitischen Gewalttaten sind von 13 auf 44 gestiegen.
Die Angriffsschwerpunkte rassistsich motivierter Tagen liegen in Friedrichshain und Treptow (je 20), Kreuzberg (19) und Lichtenberg (15). Die meisten Straftaten werden im öffentlichen Raum dokumentiert: U-Bahnhöfe, Busstationen, Einkaufszentren, Spielplätze. Das „Berliner Register“ versucht aufzunehmen, was vor der Gewalttat geschieht.
Also rechte Propaganda, Beleidigung, Bedrohung, Verharmlosung des Nationalsozialismus, rechte Selbstdarstellung. Für das Jahr 2018 wurden 3405 Vorfälle verordnet. Auch Vorfälle mit behindertenfeindlichem Hintergrund werden aufgenommen.
Der Bezirk Lichtenberg ist dem Register zufolge der einzige Bezirk mit einem auffälligen Rückgang der Gesamtzahl. Das sei durch die Auflösung der in den Vorjahren sehr aktiven Partei „Pro Deutschland“ zu erklären, so Kati Becker vom Berliner Register Becker.
Die rechte Szene in Berlin sei zwar „so schwach wie noch nie“. Zugleich habe sich aber die politische Lage so geändert, dass die Hemmschwelle zu rassistischen oder diskriminierenden Verhalten gesunken sei. Mehr dazu lesen: tagesspiegel.de.