Namen & Neues
Wie es dem Rockhaus nach der Rettung geht
Veröffentlicht am 14.10.2019 von Paul Lufter
Haben Sie schon mal eine Wohnung in Berlin gesucht? Gut, dann kennen Sie ja den Stress auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Ähnlich ist es für Musiker*innen, wenn sie einen neuen Proberaum finden müssen. Die Suche danach ist die Hölle. Die Räume in Berlin sind knapp, Bands gibt es viele. Jeder Raum, der verloren geht, ist auf dem Markt spürbar.
Die Stimmung war deshalb im Juli besonders gut, als klar wurde, dass das Rockhaus bestehen bleiben kann. Die „Gesellschaft für StadtEntwicklung gemeinnützige GmbH“ (GSE) mietete im Auftrag des Landes Berlin und mit Unterstützung des Musicboard Berlin das Haus an und vermietete seitdem die Proberäume unter. Das ist jetzt ein paar Monate her. Wie geht es den Musiker*innen jetzt und wie sieht es vor Ort aus?
„Die Bands im Haus sind durch den gemeinsamen Kampf zusammengerückt“, erzählt Stephan Zebisch. Er probt mit seiner Band Toxpack im Rockhaus und hatte sich dafür eingesetzt, dass die Musiker*innen bleiben dürfen. Er hatte unter anderem die wöchentliche Treffen der Musiker*innen organisiert. „Der Start mit der GSE war etwas holprig in der Kommunikation“, erklärt Zebisch, „anscheinend wurden einigen Mietern im Haus falsche Mieten berechnet und deshalb Kündigungen angedroht. Das hat natürlich nicht für gute Stimmung gesorgt, da wir ja auch gerade erst aus dem Kampf um unsere Räume zurückgekehrt sind und die Wunden noch frisch waren.“
Zebisch will sich jedoch nicht unbedingt beschweren. „Wir sind hier nun mal in Berlin, hier wird ja auch ganz gerne mal gemeckert“, sagt er verschmitzt. Bei der GSE teilte man mit, dass in Einzelfällen nachträglich Korrekturen in den Verträgen mit den Musiker*innen vorgenommen werden könnten. Kündigungen habe es seitens der GSE keine gegeben.
Was Zebisch jedoch wirklich stört, ist der seit Monaten kaputte Fahrstuhl im Haus. Für Musiker*innen, die häufig ihr Equipment bewegen müssen, ist ein kaputter Fahrstuhl eigentlich nicht hinzunehmen. Für Zebisch ist es absolut unverständlich, dass die GSE die Reparatur nicht organisiert bekommt. „Ich habe schon überlegt, mich selbst darum zu kümmern.“ Der Aufzug war bereits vor der Übernahme des Gebäudes durch die GSE ausgefallen. „Seitdem kann der Aufzug nicht mehr als Personenaufzug, sondern nur noch als Lastenaufzug unter Beisein des Hauswartes genutzt werden. Die Nutzung ist somit nur eingeschränkt möglich“, gibt die GSE zu verstehen. Und warum ist bisher noch nichts passiert?
„Es wurden insgesamt sieben Fachfirmen angefragt, die sich aus Kapazitätsgründen nicht in der Lage sahen, kurzfristig eine Instandsetzung des Aufzugs vorzunehmen. In diesen Tagen wird die GSE ein weiteres Angebot einer Fachfirma erhalten. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Instandsetzung des Aufzugs spätestens im 2. Quartal 2020 abgeschlossen sein wird“, teilt die GSE mit. Auch bei der Senatsverwaltung für Kultur heißt es, dass die Bemühungen der GSE bisher an fehlenden Fachfirmen scheitern.
Um Betriebskosten zu reduzieren hat die GSE zudem das warme Wasser abgestellt, was laut Zebisch vorher nicht ausreichend kommuniziert wurde. „Mich stört das jetzt nicht so sehr, wir wollen hier nur Proben und erwarten kein Fünfsternehotel, aber der Mangel an Kommunikation ist schon schade“, berichtet Zebisch. Die Heizungen und Toiletten würden aber funktionieren. Laut der GSE sucht man aktuell nach kurzfristig kostengünstigeren Alternativlösungen, um die Betriebskostenbelastung für die Mieter*innen möglichst gering zu halten.
„Das viele offene Fragen erst im Laufe der Zeit zu klären sein werden, war bei der Übernahme klar“, so formuliert es die Senatsverwaltung. Darüber scheinen sich auch alle beteiligten Parteien im Klaren. Viele Musiker*innen sehen trotzdem sorgenvoll in die Zukunft. „Aktuell bezahlen wir 15 Euro pro Quadratmeter“, so Zebisch. Die Miete ist jedoch gestaffelt und wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Ende 2020 werden es pro Quadratmeter schon 16 Euro sein. In den nächsten Jahren soll der Quadratmeterpreis dann bis auf 26 Euro ansteigen. „Die Mieterhöhungen in der Zukunft machen viele Sorgen“, erklärt Zebisch. „Das kann einen schon an die Grenze bringen. Wenn die Erhöhungen kommen, werden viele gehen müssen.“
„Im Moment versuchen wir Vereinen aus der Umgebung die Räumlichkeiten im Haus schmackhaft zu machen“, berichtet Zebisch. Sollten die sich im Haus ansiedeln, so die Idee von Zebisch und Co., hätte der Bezirk vielleicht einen Anreiz die Staffelung der Miete noch einmal zu überdenken. Wie die Senatsverwaltung jedoch mitteilt, liegt die Mietstaffelung nicht in der Hand des Bezirks oder des Landes. Nur der private Eigentümer kann die Staffelung ändern. Ihn müsste man also überzeugen.
Aktuell stehen im Rockhaus übrigens noch sieben Räume leer. Interessierte Personen können sich gerne jederzeit unter info@gsegggmbh.com oder per Telefon unter der 030/31873180 bei der GSE melden.