Namen & Neues
Die Zukunft der B.L.O.-Ateliers
Veröffentlicht am 10.08.2020 von Masha Slawinski
Auf dem ehemaligen Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg-Ost am Nöldnerplatz befinden sich die B.L.O.-Ateliers. Eigentümerin des Geländes ist die DB Netz AG. Seit 2004 vermietet die DB Immobilien GmbH AG, die den Mietvertrag verwaltet, das Gelände mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadratmetern an den Verein Lockkunst e.V. Bisher hat das gut funktioniert: Mehr als 100 Menschen arbeiten auf dem B.L.O.- Gelände in Kunstateliers, Werkstätten, Manufakturen oder sozialen und kulturellen Initiativen. 2024 läuft der Mietvertrag aus.
Die B.L.O.-Ateliers sind im Bezirk beliebt. In der Kantine fanden vor Corona-Zeiten regelmäßig Veranstaltungen statt, die die Nachbarschaft einbezogen. Außerdem ist das Gelände eine der letzten Freiflächen Lichtenbergs. Geplant war, dass der Senat es kauft, doch die DB Immobilien GmbH AG hat das Gelände zurückgezogen. Der Grund: Eventuell braucht sie es für eigene Zwecke. Für 2022 ist zum Beispiel die Einrichtung einer zweijährigen Baustelle zur Lagerung von Baustellenschutt geplant. Hintergrund ist die Sanierung der umliegenden Bahngleise. Diese müssen abgetragen und der dabei entstehende Schutt muss gelagert werden.
Zuhause für zahlreiche Lebewesen. Dafür in Frage käme eine Freifläche von 3.000 Quadratmetern, auf der sich zuvor ein Lokschuppen der Bahn befand. Diese Freifläche wurde von den B.L.O.-Nutzer*innen mittlerweile in eine Trockenwiese umfunktioniert. Sie beherbergt Bienen, zahlreiche weitere Insektenarten, Hasen, Igel, Füchse, Eichhörnchen und in Deutschland besonders geschützte Zauneidechsen. In der Trockenwiese wurzeln außerdem Birken, die der Künstler Łukasz Surowiec 2011 im Rahmen der Biennale aus Auschwitz Birkenau nach Berlin transportiert hat, um auf der Trockenwiese ein lebendes Denkmal, das an die Verbrechen des Holocaust erinnert, zu errichten. Neben der Zerstörung des ökologischen Raumes, würde eine Baustelleneinrichtung bedeuten, dass Gabelstapler das Gelände durchfahren müssten, die Lärm und Dreck produzieren.
„Uns ist wichtig zu betonen, dass die Zusammenarbeit mit der Bahn in den letzten 16 Jahren hervorragend funktioniert hat. Wir wollen auch in Zukunft mit ihr zusammenarbeiten und das Gelände gemeinsam entwickeln“, sagt Björn Friese, Vorstand des Vereins der Freunde des B.L.O.-Ateliers. Der Wille zur Zusammenarbeit scheint sich auszuzahlen. Ein etwa einen Monat zurückliegendes Treffen des Lockkunst Vereins mit dem Konzernbeauftragten der DB AG für Berlin, Alexander Kaczmarek, führte zu einer Willensbekundung seinerseits, den Mietvertrag bis 2029 zu verlängern.
Auf Hinweis von Björn Friese haben wir nach dem Versand des Newsletters, den zuvor falsch geschriebenen Namen des Konzernbeauftragten der DB AG geändert und hinzugefügt, dass die Eigentümerin des Geländes die DB Netz AG ist.
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