Namen & Neues

Radfahrer stirbt nach Verkehrsunfall in der Siegfriedstraße

Veröffentlicht am 23.11.2020 von Paul Lufter

Wieder einmal hat es einen tödlichen Unfall auf Berlins Straßen gegeben. Am Freitagvormittag wurde ein 83-jähriger Radfahrer bei einem Verkehrsunfall in der Siegfriedstraße schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich, als der Radfahrer auf gerade Strecke etwa in Höhe des BVG-Betriebshofs nach links abbog. Ein nachfolgender Lastwagen rammte den Senioren. Der Fahrer gab an, er habe noch versucht auszuweichen und nicht mehr rechtzeitig bremsen können. Der Senior wurde auf die Fahrbahn geschleudert und schwer am Kopf verletzt. Der Mann erlag noch in der Nacht zu Sonnabend seinen Verletzungen im Krankenhaus.

Laut Aussage des Lkw-Fahrers sei der Senior abgebogen, ohne Handzeichen zu geben. Auf Nachfrage des Tagesspiegels hieß es, es gebe bisher keine Aussagen unbeteiligter Zeugen. Ein Sachverständiger sei hinzugezogen worden; möglicherweise folge noch ein öffentlicher Zeugenaufruf. Am Sonntag fand eine Mahnwache für den getöteten Radfahrer statt. Laut Radbezirk Lichtenberg waren rund 200 Leute anwesend. (Foto) Auch Angehörige und die Ehefrau des getöteten Mannes sollen anwesend gewesen sein. Dabei habe die Ehefrau der Darstellung der Polizei widersprochen, dass ihr Mann nach links abgebogen sei, berichtete der Radbezirk auf Twitter. Er habe sein Ziel in der Gotlindestraße gehabt und sei von der Jet-Tankstelle gekommen. Etwas anderes müsse passiert sein.

Mit dem tödlichen Unfall in der Siegfriedstraße und einem weiteren in der Goltzstraße in Spandau, wo ein 88-jähriger Fußgänger überfahren wurde (ebenfalls am Freitag), steigt die Zahl der Verkehrstoten in Berlin für dieses Jahr auf 48 Personen – schon jetzt mehr als jeweils in den drei Jahren zuvor. Es ist an der Zeit zu handeln.

Eigentlich soll(te) in der Siegfredstraße ein Fahrradweg kommen. Bereits mehrfach hatten wir über das liebevoll als „grünes Monster“ betitelte Projekt berichtet. Passiert ist bisher aber nichts. Nach drei Jahren ist das Projekt laut dem Radbezirk Lichtenberg immerhin schon bei der Entwurfsplanung angekommen. Damit ist es nur noch knappe zehn Schritte von der Anordnung einer Baustelleneinrichtung entfernt. Für den nächsten Schritt in diesem Schneckenrennen ist jetzt, wie Bezirksstadtrat Martin Schaefer (CDU) auf Twitter mitteilte, die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz verantwortlich. „Wir bauen gar nicht, daher verzögern wir auch nichts. Das macht die SenUVK“, schrieb Schaefer. Aktuell sei man nicht am Zug und könne deshalb nichts beschleunigen.

Anfang Oktober hatte das Abgeordnetenhaus sich zum Stand der Planung geäußert. Nachgefragt hatte Stefan Taschner, Lichtenberger Abgeordneter und radverkehrspolitischer Sprecher der Grünen in Berlin. Laut der schriftlichen Antwort des Abgeordnetenhauses befindet sich der geschützte Radfahrstreifen derzeit in der Planung. Momentan würden nach Abstimmung mit der Feuerwehr noch kleinere Änderungen vorgenommen.

Danach ist dann wieder das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks am Drücker, gefolgt von einer Anhörung und Anordnung durch die Senatsverwaltung. Wenn diese Anordnung dann vorliegt, kann das Straßen- und Grünflächenamt die Unterlagen für die Zusammenstellung der Bauplanungsunterlagen freigeben und die Senatsverwaltung um die Finanzierung der Maßnahmen bitten. Die Senatsverwaltung wird dann die Bauplanungsunterlagen förmlich aufstellen und so weiter und sofort. Na, dann ist ja alles klar.

Ich will Sie an dieser Stelle auch nicht weiter langweilen. Sie sehen, das kann alles noch eine ganze Weile dauern in der Siegfriedstraße. Ziel ist aktuell wohl das Jahr 2021. Das bestätigte auch Taschner auf Twitter. Das würde aber nur klappen, wenn der Bezirk mitzieht und den Prozess nicht wie bisher verhindert, ergänzt Taschner. „Die Richtung stimmt, das Tempo noch nicht.“ Ähnliches lies auch Monika Herrmann, die grüne Bezirksbürger*innenmeisterin unserer Nachbar*innen in Friedrichshain-Kreuzberg, verlauten.

„Die Anordnung der Senatsverwaltung reicht nicht, die Bezirke müssen diese Anordnung auch umsetzen“, schrieb Herrmann. Zudem habe man es Jahrelang mit einer Senatsverwaltung zu tun gehabt, die den Ausbau der Radinfrastruktur bewusst verhindert hat, schreibt sie. Was bleibt am Ende? Über 30 getötete Radfahrer*innen alleine in den letzten drei Jahren. 17 davon in diesem Jahr. (Quelle) Aber wer weiß, vielleicht wächst ja bald von ganz alleine ein grüner Fahrradweg über die Sache. Das wäre am Ende wohlmöglich die schnellere Lösung.

+++ Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Lichtenberg entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

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