Namen & Neues

Umfassende Entwicklungen für das Gelände der Trabrennbahn Karlshorst vorgestellt

Veröffentlicht am 21.12.2020 von Paul Lufter

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Da Öffentlichkeitsveranstaltungen aktuell schwierig sind, hat das Bezirksamt Lichtenberg die Projektvorstellung zu den Entwicklungen auf dem Gelände der Trabrennbahn Karlshorst kurzerhand als Video auf dem hauseigenen Youtube-Kanal veröffentlicht.

Bereits seit einigen Jahren kann das Gelände nicht mehr vom Reitsport leben. Dabei konnte durch die im Jahr 2019 vor Ort abgehaltene Islandpferde Weltmeisterschaftt noch mal ein großer Zustrom an Besuchern verbucht werden. Die Trabrennbahn war in dem Jahr einer der Publikumsmagneten im Bezirk.

Bereits seit 17 Jahren gibt es unterschiedliche Konzepte für das Gelände. Seit 2002 ist das Büro Ligne Architekten auf dem Gelände planerisch tätig. Im Dezember 2017 hatten sich die ortsansässigen Akteure und der Bezirk schließlich zusammengetan, um gemeinsam ein ganzheitliches und nachhaltiges Nutzungskonzept zu entwickeln. Insgesamt gibt es fünf Eigentümer auf dem Gelände. Diese haben Ligne mit einem Konzept beauftragt, das die Architektin Anika Wolff entworfen und in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem Bezirksamt vorgestellt hat.

Das Wichtigste zuerst: Der Pferdesport auf dem Gelände soll bleiben und sogar ausgebaut werden. Auch der historische Eingang Nord mit seinen Säulen soll erhalten bleiben. Ebenso die Tribüne und der Zielrichterturm sowie die Alte Waage und der Rundstall. Als Denkmäler fallen die Gebäude unter den Ensembleschutz. Die Alte Waage und der Rundstall sollen zudem umfangreich saniert werden. Geplant ist dort ein neues Therapiezentrum für Menschen mit Behinderung. „Besonders wichtig ist uns die Sichtachse am Südeingang“, sagt Architektin Wolff, denn die Denkmäler sollen offen und sichtbar vom Gelände zur Straße bleiben.

Es wird jedoch auch viel Neues hinzukommen. Von einem durchmischten Quartier ist die Rede, das einen Mix aus Sport, Wohnen, Kita und Gewerbe bieten soll. Insgesamt sind 500 neue Wohnungen – 150 davon als Sozialwohnungen – am Rand des Gebiets sowie eine Kita mit 70 Plätzen geplant. Die Wohnungen werden jeweils an der Treskowallee und in Richtung Wuhlheide entstehen. Des Weiteren sind Flächen für den Bezirks- und Freizeitsport angedacht, sowie eine Fläche von 44.100 Quadratmetern für Gewerbe, Handwerk, Dienstleister. Insgesamt soll die Hälfte der rund 40 Hektar für die Nutzung „Pferde, Sport und Freizeit“ reserviert bleiben.

Dimitrios Vergos, Geschäftsführer der Trabrennbahn, ist froh, dass Bewegung in die Sache kommt. „Der Trabrennsport hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. Es bedarf neuer Ideen und Entwicklungen“, sagt er.

Auch die Bezirkspolitik ist glücklich über die Entwicklung. „Die Eigentümer haben sich gemeinsam zu einer klugen Entwicklung rund um den Standort entschieden“, kommentierte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Lichtenberger CDU-Fraktion, Michael Hudler, das Vorhaben. Hudler ist der Meinung, dass der Pferdesport von der Standortentwicklung sogar profitieren könnte. Das sehen jedoch nicht alle so.

Bis Ende Januar sollen sich Bürger mit Fragen und Anregungen am Verfahren beteiligen. Auf mein.berlin.de gibt es dafür eine Kommentarfunktion. Dort finden sich bereits kurz nach der Veröffentlichung einige kritische Kommentare. Es gibt Fragen, wie pferdefreundlich das Konzept wirklich ist.

„Es sind wenig bis gar keine Weideplätze/Paddocks zu erkennen. Sollen die Pferde nur in Boxen stehen?“, heißt es in einem Kommentar. Anderen werden schlichtweg zu wenig Wohnungen gebaut.

Bis zum 14. Februar 2021 können Sie sich noch beteiligen und ihre Meinung kundtun. Das wäre dann der Valentinstag. Vielleicht stößt der Plan bis dahin passenderweise noch auf mehr Gegenliebe. Das städtebauliche Konzept soll die Grundlage für ein Bebauungsplanverfahren gemäß dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung bilden. Für das Frühjahr 2021 ist dann der Aufstellungsbeschluss für den B-Plan geplant.