Namen & Neues
Lichtenberger Aquarium könnte noch ins Wasser fallen
Veröffentlicht am 01.02.2021 von Masha Slawinski
Wenige Bagger, eine Menge Müll und vereinzelte Zeltformationen auf matschigem Grund, prägen das Bild der weitgehend umzäunten Brachfläche zwischen Paul-und-Paula-Ufer, Kynast- und Hauptstraße an der Rummelsburger Bucht.
2016 wurde das Gelände vom Senat an verschiedene Investoren verkauft. Unter großem Protest hat die Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung im April 2019 mit der Verabschiedung des Bebauungsplans Ostkreuz festgesetzt, was mit der brachliegenden Fläche passiert. Eine der Investorfirmen, die Streletzki-Gruppe, beginnt diese Woche mit dem Bauen.
Ein anderer Investor hat bis jetzt keinen Bauantrag eingereicht. Es geht um den israelischen Meeresbiologen und Milliardär Benjamin Kahn. Ihm gehören insgesamt 7.140 Quadratmeter des Geländes. Auf ihnen plant er „Coral World Berlin“ (CWB): ein Wasserhaus und eine Parkanlage. Weltweit besitzt Kahn bereits vier Schauhäuser, in denen er exotische Meerestiere ausstellt.
Der B-Plan ist bald zwei Jahre alt. Spätestens im Juni 2021 müssen die Investoren ihre Bauanträge beim Lichtenberger Bauamt stellen. Andernfalls ist mit Vertragsstrafen zu rechnen. Anbetracht des massiven Widerstands der Einwohnenden, gegen den sich der Investor stemmen musste, zeigt sich der Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) verwundert darüber, dass bisher noch kein Antrag eingegangen ist. „Mit uns hat der Investor bisher keine Gespräche zu einem konkreten Bauantrag geführt. Auch der Senatsverwaltung ist nichts bekannt“, sagt Hönicke.
Damals kaufte Kahn das Grundstück für einen niedrigen Preis. Im Gegenzug trägt er die Sanierungskosten für den hochgradig mit Schadstoff belasteten Boden und übernimmt für 30 Jahre die Pflege und Instandhaltung der von ihm gebauten Parkanlage.“ Wenn Coral World die Bedingungen des Vertrages nicht erfüllt, bleibt die bezirkliche Parkfläche in der Ausgestaltung und Pflege bei uns. Wir als Bezirk haben nicht die Mittel, so eine große Parkfläche mit dem gleichen Angebot, wie aktuell durch CWB geplant, zu bespielen. Im schlimmsten Fall gäbe es dann erstmal nur Wiese, ohne großen Baubestand“, sagt Hönicke. Er wünscht sich, dass dort endlich eine kulturelle Einrichtung gebaut wird, wie es der B-Plan vorsieht.
Etwa 50 Zelte stehen momentan auf dem CWB-Gelände. In ihnen leben Menschen, die sich in den kapitalistischen Strukturen nicht wiederfinden können, wollen oder keine andere Wahl haben. Zwangsräumen, obwohl noch nicht mal klar ist, wann Baustart ist, hält Hönicke für unverhältnismäßig.
Die Projektkoordinatorin von Coral World, Gabriele Thöne, zeigt sich optimistisch, dass der Bauantrag rechtzeitig beim Bauamt eingeht. „Die Thematik des künftigen Wasserhauses ist wichtiger denn je. Die Planungsarbeiten daran sind sehr spannend und verlaufen trotz der Pandemie innerhalb der vereinbarten Fristen“, heißt es in einem gemeinsamen Statement von Thöne, mit der Architektin des Wasserhauses, Anna Maske. Thöne bestätigt außerdem, dass das Wasserhaus im Jahr 2024, wie vertraglich vereinbart, fertig sein wird. Und: „Der Bau des Wasserhauses wird sich an die Vorgaben des Bebauungsplans halten.“
+++ Dieser Beitrag stammt aus dem Lichtenberg-Newsletter. Jeden Montag neu und kostenlos per Mail erhalten, Anmeldung hier: leute.tagesspiegel.de
+++ Weitere Nachrichten der Woche:
- Update zum positiven Corona-Test in der BVV
- Wurde der Beirat für Menschen mit Behinderung gefragt? Sanierung des Rathausparks Lichtenberg
- Nachbarschaft: Interview mit den Architekturfotograf*innen Jennifer Bulla und Patrick Huth
- Wie es mit den Lichtenberger Piraten weitergeht
- Der Roedeliusplatz soll zum Erinnerungs- und Gedenkort werden