Namen & Neues
Der Weitlingkiez soll zum "Kiezblock" werden
Veröffentlicht am 29.03.2021 von Masha Slawinski
Das fordert die frisch gegründete Initiative „Kiezblock Weitlingkiez“. Sie ist eine von 32 Initiativen, die sich für die Veränderung ihres Kiezes einsetzen. Eine weitere Lichtenberger Initiative gibt es im Kaskelkiez.
Was ist das? In einem Kiezblock sollen die Straßen den Fußgänger*innen, Radfahrenden und dem öffentlichen Nahverkehr gehören. Durchgangsverkehr ist nicht erlaubt, nur Lieferfahrzeuge, Krankenwägen und die Müllabfuhr. Dabei entstehende Freiflächen werden in Radwege, Fußgängerzonen und Grün umgewandelt, und dort, wo möglich mit Straßenmöbeln verschönert. Dadurch wird Luft- und Lärmverschmutzung reduziert. So die Vorstellung.
Das Kiezblock-Projekt wurde durch die Organisation „Changing Cities“ ins Leben gerufen. Inspiriert ist die Idee von den Superblocks aus Barcelona, wie sie beispielsweise hier zu sehen sind. Kombiniert werden sie mit den niederländischen „Kompartments”. „Changing Cities“ unterstützt interessierte Kiezbewohner*innen bei der Organisation. Dafür kann man sich per Mail bei Ihnen melden.
Nach der ersten Organisations- und Kennenlernphase, werden Unterschriften gesammelt. 1.000 davon braucht es insgesamt für einen Einwohner*innenantrag, der den Bezirksverordneten vorgelegt wird. Der Kaskelkiez hat mit dem Sammeln bereits begonnen. Der Weitlingkiez steht noch am Anfang und sucht gerade noch Menschen, die mitmachen wollen. „Wir gehen davon aus, dass wir im Sommer mit Unterschriften sammeln starten können“, sagt Mitinitiatorin Annegret Krüger, die im Weitlingkiez lebt. Sobald es Corona zulässt, sollen außerdem Veranstaltungen organisiert werden, um ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel könnte eine befahrene Straßen für einen Sonntag zur Spielstraße werden.
Eine Verschiebung des Problems? An den Weitlingkiez grenzt die Lückstraße. Dort staut es sich schon jetzt regelmäßig. Für die dort Wohnenden könnte sich die bereits bestehende Belastung durch Lärm- und Luftverschmutzung noch verstärken. Eine ähnliche Problematik gibt es im Kaskelkiez: Für einige würde es ruhiger – die ohnehin schon angespannte Verkehrslage entlang der Marktstraße würde sich aber noch verstärken.
Die Initiativen betonen, dass es ihnen wichtig ist, angrenzende Quartiere bei der Gestaltung von Kiezblocks zu berücksichtigen und mit einzubeziehen. „Auf kurz oder lang muss sich der Autoverkehr reduzieren“, sagt Initiatorin Krüger. Um den Verkehr in der Lückstraße zu beruhigen schlägt sie vor, anstatt der Parkplätze Radwege zu installieren. Ein Kiezblock würde zudem auch nicht automatisch bedeuten, dass immer die Hauptstraßen autofrei werden müssen. “Jeder Kiezblock kann anders aussehen, für jedes Problem muss man individuelle Lösungen finden. Aber ich glaube, es ist wichtig für die Zukunft, die Kieze zu beruhigen“, sagt die Abgeordnete Hendrikje Klein (Linke).
Laut Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) sollen in den nächsten drei Jahren zwölf Projekte, die für den Fußverkehr relevant sind, mit den Bezirken umgesetzt werden. Dieses Jahr führt die Senatsverwaltung außerdem eine Machbarkeitsstudie durch, die untersucht, wie sich ein autoarmer Kaskelkiez umsetzen ließe. Das geht aus einer Anfrage hervor, die unter anderem die Abgeordnete Klein an das Abgeordnetenhaus richtete.
Die SenUVK strebt an, dass bei den zwölf Projekten auch „Kiezblocks“ dabei sind. Allerdings würde die Umsetzung von Maßnahmen im Nebenstraßennetz dem Bezirk obliegen, weswegen der Senat keinen Einfluss auf die Umsetzungsgeschwindigkeit nehmen könnte.
Unterschriftensammeln allein reicht also nicht. Die Frage wäre auch, wer für solche Beteiligungsprojekte zahlt: Vom Lichtenberger Stadtentwicklungsamt heißt es: „Die Aufteilung der hier besonders im Fokus stehenden öffentlichen Verkehrsflächen ist regelmäßig nicht Gegenstand der Bauleitplanung.“ Verantwortlich wäre für solche Fragen das Straßen- und Grünflächenamt. Dieses antwortet, es würde keine Mittel für den Haushalt 20/21 übrig haben, diese müssten beim Senat beantragt werden.
- Wenn Sie mehr über die Kiezblockinitiative #Weitlingkiez erfahren möchten, können Sie sich ihrem Telegram-Kanal anschließen oder sich per Mail melden. Ob Ihr eigener Kiez schon mitmacht, können Sie hier nachschauen.
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