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Bewaffnete Neonazis trainieren in Lichtenberg

Veröffentlicht am 15.07.2024 von Dominik Lenze

20 bis 30 Neonazis haben am Sonnabend im Stadtpark Lichtenberg Kampfsport trainiert. Dabei haben sie mehrere Messer, Quarzsandhandschuhe und Tierabwehrspray mit sich geführt, wie die Polizei auf Anfrage des Tagesspiegels mitteilte. Einige Teilnehmer des Trainings trugen die Parteiuniform des „Dritten Weg“, wie auf einem auf Social Media veröffentlichten Foto zu erkennen ist. Hierbei handelt es sich um eine neonazistische Kleinstpartei, die seit Monaten immer offener in Berlin auftritt.

Gegen 14.15 Uhr wurde er Polizei mitgeteilt, dass eine Gruppe in der Parkaue trainiere, die erkennbar der neonazistischen Kleinstpartei zuzuordnen sei, erklärte ein Polizeisprecher. Die Polizei hat nach eigenen Angaben alle Teilnehmer des Trainings kontrolliert. Hierbei wurden neben den Waffen auch Aufkleber mit verfassungsfeindlichen Symbolen sichergestellt. Die Polizei ermittelt wegen Verstößen gegen das Waffengesetz und der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole. Ob das Training nach der Polizeikontrolle fortgesetzt wurde, konnte die Polizei am Sonntagnachmittag nicht sagen. Augenzeugen berichten, dass der Dritte Weg auch Plakate aufgehängt habe.

Erst vor einer Woche sind Anreisende zu einer Demonstration am Ostkreuz von vermummten Neonazis angegriffen worden. Vieles spricht dafür, dass Anhänger des Dritten Weg und seiner Jugendabteilung „Nationalrevolutionäre Jugend“ dahinterstecken. Augenzeugen sollen mindestens ein bekanntes NRJ-Mitglied wiedererkannt haben. Zudem gab es nach der Attacke Drohgebärden aus dem Umfeld der Partei. Nach Ansicht der Berliner Register, einer Organisation, die rechtsextreme Vorfälle in der Hauptstadt dokumentiert, ist die Kleinstpartei „die zurzeit größte organisierte Neonazistruktur in Berlin“.

Mitglieder des Dritten Wegs sind in den vergangenen Monaten immer wieder durch öffentliche Kampfsport-Trainings aufgefallen: Am 7. Mai haben laut Berliner Register NRJ-Mitglieder auf einem Basketballplatz an der Landsberger Allee trainiert. Am 17. Mai trainierten Parteimitglieder im Pankower Kissingenstadion, auch dort wurde klar erkennbar Partei-Kleidung getragen. Auf einem Foto dieses Trainings sieht man, dass teilweise dieselben Personen teilgenommen haben, wie am vergangenen Samstag in Lichtenberg.

Die Grünen in Lichtenberg fordern das Bezirksamt auf, Maßnahmen gegen die Neonazis zu ergreifen: „Die Aktivitäten des Dritten Wegs sind alarmierend und müssen mit aller Entschlossenheit bekämpft werden. Es ist inakzeptabel, dass unsere Sportstätten von Nazis und Faschist*innen in Beschlag genommen werden“, sagt Leonie Köhler, sozialpolitische Sprecherin der Grünen. Es sei „erschütternd“, dass die Polizei trotz wiederholter Warnungen nicht effektiv gegen den Dritten Weg vorgegangen sei. Konkret fordern die Grünen vom Bezirksamt, die sofortige Sperrung bezirkseigener Sportstätten und Einrichtungen für diese Gruppe.

  • Foto: Nordkiez75