Namen & Neues

Antisemitismus-Eklat in der Rathaus-Galerie

Veröffentlicht am 26.08.2024 von Dominik Lenze

Seit dem 7. Oktober, als Hamas-Terroristen ein folgenschweres Massaker an den Besucher:innen eines Techno-Festivals in Israel verübten, kam es im deutschen Kunst- und Kulturbetrieb immer wieder zu kritikwürdigen Äußerungen, einseitiger Parteinahme in dem komplexen Nahost-Konflikt und auch zu klarem Antisemitismus, zum Beispiel bei der großen Kunst-Ausstellung Documenta. Die Problematik wirft nun auch ihren Schatten auf die Woche der kommunalen Galerien in Lichtenberg: Das Bezirksamt hat eine geplante Ausstellung in letzter Minute abgesagt.

Am vergangenen Mittwoch (22.8.), also am Tag der geplanten Vernissage, hat das Bezirksamt überraschend mitgeteilt, dass die Ausstellung „Of Love“ in der rk-Galerie nicht stattfindet. Als Grund wird genannt, dass die politische Haltung des Bezirksamts und die Haltung der Künstlerinnen und Künstler so abweichen, dass es zu keiner Einigung kommen konnte“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus.

„Das Bezirksamt wird kein Ausstellungsort sein, in dem über den ersten Jahrestag des 7. Oktober hinweg von einem ‘Völkermord in Gaza’ die Rede ist, ohne mit einem Wort die Gräueltaten des 7. Oktober 2023 zu erwähnen. Man habe erst beim Ausstellungsaufbau Kenntnis über die einzelnen künstlerischen Objekte erhalten, hieß es weiter. Die Freiheit der Kunst steht „nicht zur Diskussion“. Welche Kunstwerke auf Kritik des Bezirksamts stießen, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Die Lichtenberger CDU-Fraktion stellt sich hinter diese Entscheidung: „Wir danken Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) für seine entschlossene Reaktion. Es darf keinen Platz in Lichtenberg für die Verharmlosung oder Beschönigung von Terrorismus gegen Israel geben“, sagte Frank Teichert, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.

Kritik kam von SPD-Politikerin Sawsan Chebli: „Egal, wie man zum Krieg in Gaza steht, als Demokrat können einem die Eingriffe auf Wissenschafts-, Kultur u. Pressefreiheit doch nicht egal sein“, schrieb sie auf X. Chebli war bis 2021 Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in der Berliner Senatskanzlei.

Die Ausstellung „Of Love“ sollte vom 23. August bis 13. November 2024 in der rk-Galerie zu sehen sein. „Porträtiert werden zeitgenössische Taten des Altruismus in Gesellschaft und Natur, die den Wunsch zeigen, eine lebenswerte Welt zu gestalten“, hieß es im Ankündigungstext. Gezeigt werden sollten Werke mehrerer Künstler:innen. Von wem die strittigen Werke stammen, teilte das Bezirksamt nicht mit. Die rk-Galerie war am Freitag verschlossen, auch telefonisch war bis Montagmittag niemand erreichbar.

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  • Was es ansonsten bei der Woche der kommunalen Galerien zu entdecken gibt, erfahren Sie weiter unten in der Rubrik „Kultur“.