Sport
Veröffentlicht am 18.02.2019 von Robert Klages
Fußball im Hinterhof der Stasi. Die Wohnumgebung des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit wurde genau überwacht. Für jedes Wohnhaus gab es eine eigene Akte. Die Mieter*innen wurden sämtlich registriert. Dies wurde erstmal im Zuge von Recherchen zur Ausstellung „Fußball im Hinterhof der Stasi – Der SV Lichtenberg 47 e.V. zu DDR-Zeiten“ bekannt, die diese Woche eröffnet wird.
In Einzelfällen wurden die Briefe aufgemacht, inoffizielle Mitarbeiter*innen eingesetzt und Vertrauensleute in den Häusern nach Mitbewohner*innen befragt. Wenn es eine konspirative Wohnung im Haus gab, waren die dortigen inoffiziellen Mitarbeiter*innen gehalten, über Verdächtiges zu berichten. Insgesamt muss das MfS über mehr als 1000 solcher inoffiziellen Wohnungen in Lichtenberg verfügt haben.
Ausstellungseröffnung mit Film: „Fußball im Hinterhof der Stasi – Der SV Lichtenberg 47 e.V. zu DDR-Zeiten“ am Mittwoch, 20. Februar, um 17 Uhr im Stasi-Museum, Ruschestraße 103. Kurator Christian Booß wird eine kurze Einführung geben. Die Ausstellung läuft dann bis zum 27. März.
Der nach dem Krieg von Sportfans im Lichtenberger Kiez gegründete Verein SV Lichtenberg 47 war eine Rarität in einem Staat, in dem der Sport eigentlich „von oben“ kontrolliert und angeleitet sein sollte. Der Sportverein konnte mehr als zwei Jahrzehnte seine relative Unabhängigkeit als Privatverein bewahren. Auch später überlebte er, obwohl das Ministerium für Staatssicherheit unmittelbar nebenan saß, alles misstrauisch beobachtete und sich schließlich auch das Stadion einverleiben wollte.
Die Ausstellung handelt von Konflikten und Kompromissen, Eigensinn und Anpassung, mit dem die Altlichtenberger Vereinsmitglieder durch die DDR kamen und ihre Eigenheiten erhielten. Die Frage ist auch, inwieweit der Mythos um den Namensgeber des Stadions, den von den Nazis ermordeten Arbeitersportler Johannes Zoschke, hierbei eine Rolle spielte.